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Landwirtschaftliche Forschungsanstalten

Entwicklung der landwirtschaftlichen Forschungsanstalten
Entwicklung der landwirtschaftlichen Forschungsanstalten […]

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts erlebte die Landwirtschaft dank verbesserter Anbaumethoden einen bemerkenswerten Aufschwung (Agrarrevolution). In den grösseren Kantonen wurden in rascher Folge landwirtschaftliche Schulen gegründet, die fast alle mit einem Versuchsbetrieb ausgestattet waren. Gleichzeitig entstanden auf kantonaler, aber auch privater Basis Versuchs- und Kontrollstellen, die sich vor allem mit der Untersuchung von Böden und Düngemitteln sowie mit der Samenkontrolle befassten. Auf eidgenössischer Ebene wurden 1878 der Landwirtschaftlichen Schule des Eidgenössischen Polytechnikums in Zürich (Eidgenössische Technische Hochschulen) eine Agrikulturchemische Untersuchungs- und Versuchsstation sowie eine Samenkontrollstation angegliedert. Basierend auf dem Landwirtschaftsgesetz von 1893, das die Errichtung von bundeseigenen landwirtschaftlichen Versuchsanstalten vorsah, übernahm der Bund zwischen 1897 und 1915 die meisten kantonalen Anstalten, legte ihnen per Bundesratsbeschluss von 1900 eine einheitliche Zweckbestimmung zugrunde, umschrieb ihre Aufgaben und Untersuchungsbereiche und ergänzte diese um bislang nicht bearbeitete Gebiete. Nachdem der Bund 1915 mit der Versuchsstation für Weinbau in Lausanne die letzte Anstalt übernommen hatte, verfügte er nunmehr über acht Anstalten, die bis 1930 von einer Zentralverwaltung in Liebefeld bei Bern betreut und koordiniert wurden. 1919 wurden die beiden Zürcher Anstalten in einer einzigen Institution unter der Bezeichnung Schweizerische Landwirtschaftliche Versuchsanstalt zusammengeschlossen. Aus den drei Lausanner Anstalten wurden 1951 die Stations fédérales d'essais agricoles. 1953 wurde in Mezzana eine Sottostazione federale di ricerche agronomiche gegründet, die 1973 nach Cadenazzo verlegt wurde. Neben der reinen Kontroll- und Versuchstätigkeit nahm nach dem Zweiten Weltkrieg die angewandte landwirtschaftliche Forschung an Bedeutung zu (Agrarwissenschaften), was 1968 zur Umbenennung der Versuchs- in Forschungsanstalten führte und einen Ausbau oder Neubau der meisten Anstalten notwendig machte. Für die Bereiche Betriebswirtschaft und Landtechnik erfolgte 1969 in Tänikon die Gründung einer zusätzlichen Anstalt. Vor dem Hintergrund veränderter Agrarstrukturen sowie der zunehmenden Wahrnehmung von Umweltproblemen wurde ab 1988 das Ziel einer erhöhten und kostengünstigeren Produktion der Qualitätsförderung und einer umweltschonenden und tiergerechten Produktion untergeordnet. Ausserdem anerkannte der Bund 1994 das von einer privaten Stiftung getragene Forschungsinstitut für biologischen Landbau (1973 gegründet, 1997 von Oberwil BL nach Frick verlegt) und subventioniert dieses seitdem im Rahmen einer Leistungsvereinbarung. Zwecks Bereinigung und Straffung der Kompetenzen wurden auf Beginn 2006 die sechs eidgenössischen Anstalten unter Beibehaltung der Standorte zu drei Einheiten unter der gemeinsamen Bezeichnung Agroscope zusammengeschlossen: Liebefeld-Posieux, Reckenholz-Tänikon und Changins-Wädenswil.

Quellen und Literatur

  • Landwirtschaftl. Jb. der Schweiz, 1887-1993
  • H. Brugger, Die schweiz. Landwirtschaft 1914 bis 1980, 1985
  • H. Brugger, Landwirtschaftl. Schulen und Forschungsanstalten der Schweiz seit 1914, 1990
Weblinks

Zitiervorschlag

Hans Sticher: "Landwirtschaftliche Forschungsanstalten", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 19.02.2015. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/013852/2015-02-19/, konsultiert am 19.03.2024.