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Wildhaus

Ehemalige politische Gemeinde des Kantons St. Gallen, Region Toggenburg, 2010 mit Alt St. Johann zur politischen Gemeinde Wildhaus-Alt St. Johann fusioniert. Am Übergang vom Thur- zum Rheintal gelegen, erstreckt sich das Gebiet von Wildhaus im Norden von der Grenze zu den Kantonen Appenzell Innerrhoden und Appenzell Ausserrhoden zu den Gipfeln des Säntis (2502 m) und des Altmann (2435 m) und im Süden über das Thurtal bis zum Gamser Rugg (2076 m) in der Churfirstenkette. Wildhaus besteht aus dem gleichnamigen Dorf, den Ortsteilen Lisighaus und Schönenboden sowie den Gebieten Oberdorf und Schwendi. 1334 Wildenhuss. 1827 1111 Einwohner; 1850 1163; 1900 1097; 1950 1160; 2000 1260.

In spätrömischer Zeit wurden die Alpen von Romanen aus dem Rheintal bewirtschaftet. 1313 kauften die Grafen von Toggenburg die von den Herren von Sax erbaute Wildenburg. Weitere Besitzungen zwischen dem Simmitobel und Starkenbach gelangten 1320 und 1329 in toggenburgischen Besitz. Wildhaus gehörte zum Gericht Werdenberg. Ab 1439 besass Wildhaus das Recht zur Wahl des Ammanns und des Gerichts. 1468 erwarb der Abt von St. Gallen die Grafschaft Toggenburg. 1803 wurde Wildhaus eine politische Gemeinde des Kantons St. Gallen. In der Wildenburg ist 1381 eine Kapelle belegt. Bis 1484 gehörte Wildhaus zur Pfarrei Gams, 1524 öffnete es sich dem reformierten Glauben. 1595 erfolgte die Wiedereinführung des katholischen Gottesdienstes (bis 1776 paritätische Nutzung der Kirche). 1777 wurde die nach Plänen von Johann Ferdinand Beer im Barockstil erbaute katholische Kirche geweiht. Ein evangelischer Schulfonds wurde 1752 geschaffen. Die Schulhäuser befanden sich im Dorf, in Lisighaus, im Schönenboden und zeitweise in der Schwendi. Ab 1759 gab es im Dorf auch eine katholische Schule. Die Realschule in Lisighaus wurde 1876 eingerichtet. Der Bau der Karrenstrasse nach Gams erfolgte 1830. Ab 1860 entwickelte sich Wildhaus zu einem Molkenkurort. 1937 wurde die Schlittenseilbahn Wildhaus-Oberdorf eröffnet, 1945 nahm der Sessellift Oberdorf-Gamsalp den Betrieb auf. Weitere Sesselbahnen und Skiliftanlagen folgten. Im Hotel- und Kongresszentrum Woldhaus waren 2012 15 Hotels in Betrieb. Neben dem Tourismus bilden Alp-, Weide- und Forstwirtschaft die wirtschaftlichen Schwerpunkte. Das 1449 erbaute Geburtshaus des Reformators Huldrych Zwingli zählt zu den ältesten Holzhäusern der Schweiz. Die im Quellgebiet der Wildhuser Thur gelegene Moorlandschaft Munzenriet steht seit 1991 unter Schutz.

Quellen und Literatur

  • O. Widmer, Das oberste Toggenburg, 1945
  • H. Büchler, Das Toggenburg in alten Ansichten vom 17. bis 19. Jh., 1975
  • E. Baur, Das oberste Toggenburg, 1992
Weblinks
Normdateien
GND

Zitiervorschlag

Hans Büchler: "Wildhaus", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 30.10.2013. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/001380/2013-10-30/, konsultiert am 28.03.2024.