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Altikon

Politische Gemeinde des Kantons Zürich, Bezirk Winterthur. Dorf am südlichen Rand der Thurebene, am Strassenkreuz der alten Thurtalstrasse Andelfingen-Frauenfeld mit der Nord-Süd-Verbindung über die Thur (Fähre 1453) nach Niederneunforn. Zu Altikon gehören die Weiler Schneit, seit 1884 auch Feldi und Herten (Burgstelle), beide vormals Gemeinde Ellikon an der Thur. 1277 Altlincon. 1467 20 Haushalte mit 62 Erwachsenen; 1836 400 Einwohner; 1850 452; 1900 415; 1950 471; 2000 613.

Das Gebiet wurde vermutlich in der Zeit der alemannischen Landnahme besiedelt: Altikon gehört einer älteren Schicht von -ikon-Namen an. Ein Herrensitz (Entstehung im Dunkeln, 1791-1794 Neubau von Johannes Feer, derzeit Sitz der Gemeindeverwaltung) steht erhöht am südlichen Dorfausgang. Ein Rittergeschlecht von Altikon ist im 13. Jahrhundert bezeugt, ob in Altikon ansässig, bleibt ungewiss. 1361 erscheinen Burg und Burghof als österreichische Lehen. Sie gelangten 1452 an Zürich. Formal war die Gerichtsherrschaft von der Burg getrennt und Obereigentum der Grafen von Stühlingen-Lupfen. Diese nahmen ihre Rechte noch bis in die erste Hälfte des 16. Jahrhunderts wahr. Als Lehensempfänger wurde Egbrecht von Goldenberg (Beginn 14. Jh.) von den Herren von Griessheim (1371-1454) abgelöst. Es folgten bis zur Umwandlung in eine zürcherische Obervogtei (1696) zahlreiche Handänderungen, zumeist zwischen Zürcher, Winterthurer und Schaffhauser Bürgern. Inhaber zur Zeit des Dreissigjährigen Kriegs war Graf Maximilian von Pappenheim. Eine 1328 als Reichenauer Besitz erwähnte Kapelle war Filiale der Pfarrkirche Dinhard. Die Kollatur besass der Gerichtsherr, von 1634 an Zürich. 1641 wurde Altikon zur Kirchgemeinde erhoben. Die Dorfgemeinde wird mit der Offnung von 1501 fassbar. Nach 1641 betrieben der Gerichtsherr, der Zürcher Bürgermeister Salomon Hirzel, und seine Söhne in Altikon eine Baumwollmanufaktur. Um 1780 setzte sich die landwirtschaftliche Nutzfläche aus 69% Acker-, 23% Wies- und 7% Rebland zusammen. Der Rebbau war für die Region unter-, der Grasbau übervertreten. Aus dem hohen Ochsenbestand zu schliessen, wurden neben Zug- wohl auch Mastochsen gehalten. Der Viehbestand lag bei 0,6 Kühen pro Haushalt, nur ein Pferd stand im Dorf. Der Kartoffelanbau wurde eingeführt, Wiesenwässerung durch Stalljauche verdrängt. Landwirtschaft und ländliches Gewerbe prägten auch um 1850 die dörfliche Wirtschaft: 36 Landwirte, 29 Handwerker, 8 Dienstboten, 1 Kattundrucker. 1875 erhielt Altikon eine 2 km vom Dorf entfernte Station an der Bahnlinie Winterthur-Singen. Die Bahn löste indes keinen Aufschwung aus. Thurkorrektionen im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts und Anfang des 20. Jahrhunderts sowie die Melioration von 1904 ermöglichten die intensivere Nutzung der Thurebene. Die Güterzusammenlegung von 1961 führte zu zahlreichen Aussiedlungen landwirtschaftlicher Betriebe aus dem Dorfkern (1985 17 Einzelhöfe). Altikon ist noch immer bäuerlich geprägt (1990 56% im 1. Sektor), die SVP einzige Ortspartei. Mit 58% Wegpendlern (1990) macht sich ein Wandel bemerkbar.

Quellen und Literatur

  • E. Stauber, Gesch. der Herrschaft und Gem. Altikon an der Thur, 1927
  • Kdm ZH 8, 1986, 200-226
  • U. Pfister, Die Zürcher Fabriques, 1992
Weblinks
Normdateien
GND

Zitiervorschlag

Martin Illi: "Altikon", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 02.07.2009. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/000138/2009-07-02/, konsultiert am 19.03.2024.