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Alt St. Johann

Ehemalige politische Gemeinde des Kantons St. Gallen, Region Toggenburg, 2010 mit Wildhaus zur Gemeinde Wildhaus-Alt St. Johann fusioniert. Die bis zur Fusion zweitoberste Gemeinde im Thurtal umfasste die Dörfer Alt St. Johann, Unterwasser und den Weiler Starkenbach im Talkessel, Streusiedlungen an den Talseiten sowie ausgedehnte Alpen am nördlichen Hang der Churfirsten und an Ausläufern des Alpsteins. 1152 sancti Johannis Baptiste, seit 1626 Alt St. Johann, französisch früher Saint-Jean-le-Vieux. 1827 1618 Einwohner; 1850 1623; 1900 1504; 1950 1434; 2000 1453.

Altsteinzeitliche Funde im Wildenmannlisloch. Romanische Alp- und Bergnamen weisen auf eine Nutzung durch eine romanisch sprechende Bevölkerung hin. Das Kloster St. Johann wird erstmals 1152 erwähnt, die Gemeinde erst 1439. Sie bildete einen Gerichtsbezirk der klösterlichen Herrschaft. Die Landesherrschaft lag ab 1396 bei den Grafen von Toggenburg, nach 1468 beim Fürstabt von St. Gallen. Die Reformation führte 1528 zum Bildersturm, zur konfessionellen Spaltung und zum Unterhalt zweier Kirchen. Nach der Inkorporation des Klosters St. Johann in die Fürstabtei St. Gallen (1555) wurde Alt St. Johann 1559 durch ein Landrecht den übrigen Toggenburger Gemeinden gleichgestellt. Im neuen Kanton St. Gallen wurde Alt St. Johann 1803 zur politischen Gemeinde, die bis 1833 auch Stein (SG) umfasste. Das wirtschaftliche Schwergewicht lag vom 16.-17. Jahrhundert an auf der Vieh- (Aufzucht, Milch, Fleisch) und Waldwirtschaft. Daneben bestanden bäuerliche Bedarfs- sowie Klein- und Kunstgewerbe (Musikinstrumentenbauer). Ende des 20. Jahrhunderts existierten 15 öffentliche und vier private Alpkorporationen. Um 1900 kam der Fremdenverkehr auf: Wander- und Naturschutzgebiete an den Bergseen Gräppelen und Schwendi sowie Wasserfälle der Säntisthur. 1918 erhielt Alt St. Johann Anschluss an den öffentlichen Verkehr durch die Pferdekutsche, später durch die Postautolinie Nesslau-Buchs. In der Folge wurde die Churfirstenregion durch Bergbahnen erschlossen: 1934 Standseilbahn Unterwasser-Iltios (erste Bergbahn im Toggenburg), 1938 Schlittenseilbahn Iltios-Stöfeli, 1946 Sessellift Alt St. Johann-Alp Selamatt, 1972 Luftseilbahn Iltios-Chäserrugg. Ab 1950 nahm die Zahl der Beschäftigten im 2. und vor allem im 3. Sektor zu Lasten der bäuerlichen Betriebe stetig zu. In der Raumplanung arbeitet Alt St. Johann zusammen mit Wildhaus an einer qualitativen Entwicklung der Kurort-Region.

Quellen und Literatur

  • K. Hutter, Alt St. Johann, 1941 (21981)
  • O. Widmer, Das oberste Toggenburg, 1945
  • Das oberste Toggenburg, 1963 (21992)
Weblinks
Normdateien
GND

Zitiervorschlag

Hans Büchler: "Alt St. Johann", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 22.09.2017. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/001375/2017-09-22/, konsultiert am 28.03.2024.