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Geldmenge

Die Geldmenge umfasst die im Inland (ohne Bund und Banken) gehaltenen Zahlungsmittel. In Einklang mit der Praxis zahlreicher anderer Länder unterscheidet die für die statistische Erhebung der Geldmenge zuständige Schweizerische Nationalbank (SNB) zwischen der Notenbankgeldmenge (NBGM) und den Geldaggregaten M1, M2 und M3. Die NBGM besteht aus den von der Notenbank geschaffenen Zahlungsmitteln (Notenumlauf plus Giroguthaben der Banken bei der SNB). Im Unterschied zur NBGM umfassen die weiter gefassten Geldaggregate M1, M2 und M3 auch das von den Geschäftsbanken geschaffene Geld, wobei als Abgrenzungskriterium der Liquiditätsgrad der verschiedenen Komponenten verwendet wird (Kredit). M1 berechnet sich aus der Summe des Bargeldumlaufs (Noten und Münzen beim Publikum), Transaktionskonten und Sichteinlagen, M2 umfasst neben M1 die Spareinlagen (ohne Vorsorgegelder). M3 schliesslich enthält zusätzlich zur M2 die vorübergehend fest angelegten Zahlungsmittel (Termineinlagen).

Für das 19. Jahrhundert existieren nur bezüglich des Notenumlaufs verlässliche Daten. Der Münzumlauf lässt sich wegen der Mitgliedschaft der Schweiz in der Lateinischen Münzunion nur grob schätzen. Insgesamt zeigt sich für das 19. Jahrhundert eine deutliche Steigerung des Notenumlaufs der früheren Emissionsbanken sowie der Geldmenge M1: Von 125 Mio. Franken 1851 steigerte sie sich über 509 Mio. Franken 1880 auf 1305 Mio. Franken 1906. Seit Aufnahme der Tätigkeit der SNB 1907 lässt sich die Geldmenge genauer fassen. Aufgrund der verschiedenen Berechnungsarten (Definitionen von 1975, 1985 und 1995) sind die einzelnen Statistiken weiterhin schwierig miteinander zu vergleichen. Während des gesamten 20. Jahrhunderts ist mit Ausnahme der geringen Einbussen zu Beginn der 1930er Jahren eine Ausweitung der Geldmenge zu beobachten (Wirtschaftswachstum). Nach Schätzungen aufgrund von SNB-Statistiken belief sich die Geldmenge M1 1910 auf 830 Mio. Franken, 1930 auf 3232 Mio. Franken und 1950 auf 11'615 Mio. Franken. Bis 1990 steigerte sie sich auf 72'775 Mio. Franken und 2004 auf 287'884 Mio Franken (Definition 1995).

Die ökonomische Bedeutung der Geldmenge beruht auf der Quantitätstheorie, die durch den Monetarismus eine neue theoretische Grundlage erfuhr. Der Monetarismus behauptet einen stabilen Zusammenhang zwischen der Entwicklung der Geldmenge und des Preisniveaus, indem er von der Prognostizierbarkeit der Umlaufgeschwindigkeit des Geldes (bzw. der Geldnachfrage) ausgeht. Ist die Geldnachfrage prognostizierbar, so kann die Notenbank die Geldmenge, die sie nur über die NBGM beeinflussen kann, gezielt zur Steuerung des Preisniveaus einsetzen. Mit dem Übergang zu flexiblen Wechselkursen im Januar 1973 bekam die SNB die Möglichkeit, eine autonome Geldpolitik zu führen (Geld- und Währungspolitik). Ab 1975 ging sie zu einer Geldmengenstrategie über und bestimmte zuerst für M1 und von 1980-1990 für die NBGM die jährliche Geldmengenziele. 1991 legte sie für die Jahre 1991-1994 und 1995-1999 für die NBGM einen mittelfristigen Zielpfad von 1% fest. Gegen Ende der 1990er Jahre trat die NBGM als Zwischenziel und Indikator für die Geldpolitik zusehends in den Hintergrund, da die Nachfrage nach diesem Aggregat instabil wurde. Seit Anfang 2000 stützt die SNB ihre geldpolitischen Entscheide auf eine vierteljährliche Inflationsprognose, in die eine Vielzahl von Indikatoren eingeht. Neben dem Konjunkturverlauf und dem Wechselkurs gehört dazu unter anderem auch die Entwicklung der Geldaggregate, insbesondere der Geldmenge M3.

Quellen und Literatur

  • C. Grüebler, Die Geldmenge der Schweiz 1907-1954, 1958
  • HistStat, 796-807
  • «Revision der Geldmengenstatistik», in Quartalsh. / SNB, 1, 1995
Weblinks

Zitiervorschlag

Eveline Ruoss: "Geldmenge", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 23.05.2008. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/013749/2008-05-23/, konsultiert am 19.03.2024.