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Ernetschwil

Ehemalige politische Gemeinde SG, Region See-Gaster, seit 2013 mit Rieden Teil der Gemeinde Gommiswald, in mittlerer Hügellage am südl. Abhang des Rickenpasses gelegen. Im MA zerstreute, kleine Weiler ohne Zentrum: E. (885 Eidwarteswilare), Freudwil, Häblingen, Gebertingen, Hof (bis ins 16. Jh. Lügenschwil), Ricken, Schümberg und Schwarzholz. 1831 770 Einw.; 1850 713; 1900 692; 1950 707; 2000 1'289.

Im FrühMA erwarb das Kloster St. Gallen Grundbesitz, im 12. und 13. Jh. das Kloster St. Johann im Thurtal. E. bildete eine der sieben Gemeinden der Grafschaft Uznach, welche ab ca. 1200 von den Gf. von Toggenburg, 1469-1798 von Schwyz und Glarus regiert wurde. Der untere Teil der Gemeinde mit E., Schwarzholz und Freudwil war nach Uznach pfarrgenössig, der obere Teil mit Hof, Gebertingen und Schümberg gehörte zur Kirchgemeinde St. Gallenkappel. In E. stand bereits im MA eine St. Anna-Kapelle (Neubau 1599-1600), bei Gebertingen eine Matthäus-Kapelle (1567 erneuertes Gültenverzeichnis). Erst 1844 löste sich E. von der Pfarrei Uznach; 1844-50 entstand die Pfarrkirche Karl Borromäus. Der Rickenpass führte grosse Pilgerscharen durch die Gemeinde und förderte in fast allen Weilern ein einfaches Gastgewerbe sowie ein Bad. Im Übrigen blieb E. bis um 1970 eine typ. Bauerngemeinde (noch 2000 ein Viertel der Erwerbstätigen im 1. Sektor), seit dem 19. Jh. vorwiegend mit Viehzucht und Milchwirtschaft. 1828-34 wurde die neue Rickenstrasse über Gebertingen-St. Gallenkappel erbaut. Dadurch war E. vom Durchgangsverkehr abgeschnitten. Im 19.-20. Jh. entstand in E. keine Industrie, die Heimarbeit blieb unbedeutend, viele Einwohner wanderten aus oder pendelten in die Textilfabriken in Uznach und Umgebung. Alte Gast- und Bauernhäuser wurden abgerissen oder umgebaut. Mit der zunehmenden Mobilität der Bevölkerung ging die dörfl. Versorgung zurück, das Schulwesen konzentrierte sich im benachbarten Oberstufenzentrum Gommiswald. Ab 1970 wurden Ferien- und Wohnhäuser am Gebertinger Sonnenhang, ab 1980 auch Wohnraum in E. erstellt. Dadurch erstarkte das Baugewerbe, und der Pendlerverkehr (2000 zwei Drittel Wegpendler), besonders nach Uznach und Rapperswil-Jona, nahm zu.

Quellen und Literatur

  • J. Widmer, Aus dem alten E., 1932
  • A. Stadler, E., 1998
Von der Redaktion ergänzt
  • Anderes, Bernhard: Der Seebezirk, 1966, S. 6-16 (Die Kunstdenkmäler des Kantons St. Gallen, 4).
Weblinks
Normdateien
GND

Zitiervorschlag

Alois Stadler: "Ernetschwil", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 13.10.2017. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/001366/2017-10-13/, konsultiert am 12.04.2024.