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Münzprägung

Seit der Antike werden Münzen meist mittels eines Prägeverfahrens hergestellt. Bis ins 16. Jahrhundert war die Hammerprägung gebräuchlich, die je ein Münzeisen (Stempel) für Vorder- und Rückseite der Münze verwendete und ohne besondere technische Einrichtungen auskam. Die zu Beginn des 17. Jahrhunderts aufkommenden Prägemaschinen (Walzenwerk, Spindelpresse) benötigten nur kleine Werkstätten. Münzstätten konnten deshalb in einzelnen Geschossen von Wohnhäusern untergebracht werden. Die Münzprägung war bis ins 19. Jahrhundert oft temporär, und die Münzmeister wurden mit ihren Knechten auf Zeit angestellt.

Eine Münzstätte im 15. Jahrhundert, Detail einer Illustration aus der Spiezer Chronik von Diebold Schilling, 1485 (Burgerbibliothek Bern, Mss.h.h.I.16, S. 222).
Eine Münzstätte im 15. Jahrhundert, Detail einer Illustration aus der Spiezer Chronik von Diebold Schilling, 1485 (Burgerbibliothek Bern, Mss.h.h.I.16, S. 222). […]

Erste Münzprägungen sind in der Schweiz in keltischer Zeit (2. Jh. v.Chr.) nachgewiesen. In der römischen Epoche (ca. 15 v.Chr. bis Anfang 5. Jh.) gab es keine offiziellen Münzstätten. Fundstücke wie Gussformen, Münzstempel und Schrötlinge (Metallplättchen zur Prägung von Münzen) legen allerdings nahe, dass etwa in Augusta Raurica (Augst) und in der Colonia Iulia Equestris (Nyon) Münzen hergestellt wurden; entweder handelte es sich dabei um Fälschungen, oder aber um tolerierte Imitationen regulärer Münzen. In merowingischer und karolingisch-ottonischer Zeit (6.-10. Jh.) wurden vor allem in der Westschweiz Münzen geprägt, doch die bedeutenden Münzstätten befanden sich im fränkischen Kernland, am Rhein und in Oberitalien. Ab etwa 670/680 wurde nur noch eine Münzsorte hergestellt, der Pfennig oder Denar.

Erst im 11. und 12. Jahrhundert nahm die Münzprägung in der Schweiz einen Umfang an, der ständig betriebene Prägewerkstätten notwendig machte. An zentralen Orten, etwa an den Bistumssitzen Genf, Lausanne, Basel und Chur, wurden Münzstätten eingerichtet. Seit dem 13. Jahrhundert nahm die Münzprägung stark zu, im 14. und 15. Jahrhundert entstanden zahlreiche neue Münzstätten auch an kleineren Orten, zum Beispiel in Nyon, Neuenburg, Burgdorf, Zofingen und Laufenburg. Ab dem Ende des 14. Jahrhunderts wurden erstmals grössere Münzeinheiten als der Pfennig hergestellt.

Trotz der vielen Münzstätten und der Entwicklung von eigentlichen Nominalsystemen im 16. Jahrhundert war der Umfang der Münzprägung in der Schweiz bescheiden. Unternehmen wie die grosse Prägung von Hans Gutenson und Jakob Stampfer in Zürich, bei der zwischen 1555 und 1561 über 9 Mio. Münzen hergestellt wurden, blieben Ausnahmen. Der Münzumlauf war auf fremdes Geld angewiesen (Münzvereine und Münzkonkordate). Um 1650 setzte in bedeutenderen Städten wie Bern, Basel und Zürich eine selbstständige Geldversorgung ein. Von Massenfabrikation kann aber bis ins 18. Jahrhundert noch nicht gesprochen werden. Die meisten Münzstätten, so unter anderem die in Freiburg oder St. Gallen, waren nicht in der Lage, auch nur ihr engeres wirtschaftliches Umfeld mit genügend Münzgeld zu versorgen.

In der Helvetik wurde die Münzprägung auf Basel, Solothurn und Bern beschränkt. 1803-1848 gaben ausser dem Wallis und Appenzell Innerrhoden alle Kantone Münzen heraus. Die Bundesverfassung von 1848 übertrug dem Bund das alleinige Recht zur Münzprägung, 1850 wurde das erste eidgenössische Münzgesetz erlassen und 1853 in Bern die eidgenössische Münzstätte eingerichtet (seit 1998 Swissmint). Immer noch bestand ein grosser Teil der in der Schweiz umlaufenden Münzen aus fremden Sorten. 1865-1926 gehörte die Schweiz der Lateinischen Münzunion an; seither sind im Land nur noch Schweizer Münzen gültig. Die Goldprägung erlangte in der Eidgenossenschaft keine grosse Bedeutung. Die Silberprägung wurde 1967 aufgegeben. Damit war der nominelle Wert aller Schweizer Münzen von ihrem Metallwert abgekoppelt.

Quellen und Literatur

  • F.X. Weissenrieder, 100 Jahre schweiz. Münzwesen 1850-1950, 1950
  • M. Peter, Eine Werkstätte zur Herstellung von subaeraten Denaren in Augusta Raurica, 1990
  • B. Zäch, «"Werkstatt, Haus und Münzhof". Later medieval and early modern mints in Switzerland, Germany and Austria», in I luoghi della moneta, hg. von R. La Guardia et al., 2001, 129 f.
Weblinks

Zitiervorschlag

Benedikt Zäch: "Münzprägung", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 24.11.2009. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/013654/2009-11-24/, konsultiert am 19.03.2024.