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Wartau

Politische Gemeinde des Kantons St. Gallen, Region Werdenberg. Die Gemeinde im Rheintal zwischen Sargans und Sevelen umfasst die Dörfer Trübbach, Azmoos, Malans, Oberschan, Gretschins, Fontnas und Weite sowie die Weiler Murris und Plattis. 1342 Wartow. 1809 1214 Einwohner; 1850 2097; 1900 3149; 1950 3316; 2000 4704.

Mesolithische Fundstelle, neolithische und bronzezeitliche Siedlungsplätze, eisenzeitlicher Brandopferplatz, römische Kleinfunde und frühmittelalterlicher Herrenhof. Die um 1225 auf dem markant vorspringenden St. Martinsberg (heute Ochsenberg) erbaute Burg Wartau bildete mit dem Meierhof Gretschins das Zentrum einer Grundherrschaft, zu der die Höfe Fontnas und Murris, die Fähre am Schollberg sowie der Kirchensatz in Gretschins gehörten. Obwohl Burg und Herrschaft Wartau nach 1390 mit dem Hof Sevelen von den Grafen von Werdenberg-Sargans beansprucht wurden, gelangten sie 1399 an die Grafen von Werdenberg-Heiligenberg. Durch Erbe und Kauf wechselten sie noch mehrmals die Hände, bis sie 1485 mit der Grafschaft Werdenberg an Luzern und 1517 an Glarus fielen. Die hohe Gerichtsbarkeit über Wartau lag im Spätmittelalter bei der Grafschaft und 1483-1798 bei der eidgenössischen Landvogtei Sargans. 1802 bestand für wenige Monate die Republik Wartau, 1803 kam die Gemeinde zum neuen Kanton St. Gallen und zum Bezirk Sargans. 1831-2002 gehörte sie zum Bezirk Werdenberg.

Der dritte Bau der 1273 erwähnten Kirche in Gretschins wurde 1494 dem heiligen Mauritius geweiht. Nachdem die Gemeinde bereits in den 1520er Jahren die Reformation angenommen hatte, wurde diese 1542 bestätigt. Als der eidgenössische Landvogt von Sargans 1694-1695 mehrmals die Messe wieder einführen wollte, löste dies im sogenannten Wartauerhandel beinahe einen eidgenössischen Konfessionskrieg aus. In Azmoos wurde 1736 eine Kirche errichtet und 1743 entstand die Kirchgemeinde Azmoos-Trübbach. 1892 erhielten auch die Katholiken von Wartau eine eigene Kirche in Azmoos. Die letzten Walser, deren Vorfahren sich ab dem 14. Jahrhundert am Matugerberg (heute Walserberg) und auf der Alp Palfries angesiedelt hatten, musste Wartau 1827 einbürgern.

Der mittelalterliche Verkehr führte mit der Rheinfähre von Trübbach nach Balzers zur Reichsstrasse Feldkirch-Chur und über Matug nach Sargans. 1491-1492 bauten die eidgenössischen Orte dem Rhein entlang die Schollbergstrasse Richtung Sargans. Mit den Stationen Trübbach und Weite erhielt Wartau 1858 Anschlüsse an die Bahnlinie St. Gallen-Chur. Ab 1872 ersetzte eine Brücke die Rheinfähre. Ende der 1960er Jahre wurde Trübbach an die A13 angeschlossen. Vor 1800 dominierte dank der Alpen die Viehwirtschaft. Die Rheinkorrektion ab 1862 und der Bau des Werdenberger Binnenkanals 1882-1886 ermöglichten auch die Nutzung der fruchtbaren Flussebene. Zu Beginn des 21. Jahrhunderts spielten die Alp- und Forstwirtschaft noch immer eine wichtige Rolle. Arbeitsplätze schufen die 1866 gegründete Weberei in Azmoos und bis zu 200 Heimstickereien vor allem in Oberschan und Weite, das Eisenbergwerk Gonzen, der Bau und Betrieb der Festungen Schollberg und Magletsch sowie ein Technologieunternehmen in Trübbach.

Quellen und Literatur

  • O. Peter, Wartau, 1960
  • M. Graber, Die Burg Wartau, 2003
  • M. Primas et al., Wartau – Ur- und frühgesch. Siedlungen und Brandopferplatz im Alpenrheintal (Kt. St. Gallen, Schweiz), 2 Bde., 2001-04
  • H. Gabathuler, «Haus und Herrschaft Wartau», in Werdenberger Jb. 19, 2006, 179-192
Von der Redaktion ergänzt
  • Krumm, Carolin: Die Region Werdenberg, 2020, S. 56-145 (Die Kunstdenkmäler des Kantons St. Gallen, 6).
Weblinks
Normdateien
GND

Zitiervorschlag

HLS DHS DSS: "Wartau", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 23.08.2013. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/001351/2013-08-23/, konsultiert am 28.03.2024.