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Buchs (SG)

Politische Gemeinde des Kantons St. Gallen, Bezirk Werdenberg. Den älteren Dorfteilen vorgelagert, schliessen sich rheinwärts die städtischen Charakter aufweisenden neueren Siedlungs- und Industriegebiete an. Zur politischen Gemeinde gehören ausserdem die dorfähnlichen Weiler Räfis und Burgerau sowie Streusiedlungen am Buchserberg. 765 de Pogio, 1213 Buchs. Marktort, Industrie-, Einkaufs- und Dienstleistungszentrum des oberen St. Galler Rheintals, bedeutender Grenzbahnhof und Bahnknotenpunkt der Rheintalbahn, Bezirkshauptort. 1831 1781 Einwohner; 1850 2015; 1900 3851; 1950 5204; 2000 10'399.

Jungsteinzeitliche Knochenfunde bei Sonnenbüel. Die häufigen Überschwemmungen der Talsohle durch den Rhein sowie sporadische Hochwasser des Tobelbachs waren der Besiedlung abträglich, so dass Siedlungszeugen aus vorrömischer Zeit fehlen. Wie zahlreiche Flurnamen belegen, gehörte Buchs bis zur Verdrängung durch das Alemannische zwischen dem 8. und 12. Jahrhundert zum alt-rätoromanischen Sprachgebiet Unterrätiens. Im Mittelalter war Buchs Teil des Stammbesitzes der Grafen von Werdenberg, deren Macht nach 1400 endgültig zerfiel. Die Herrschaft ging an das verwandte Haus Montfort-Tettnang über, welches die Herrschaftsrechte bis 1481 ausübte. 1517 kaufte Glarus die alte Grafschaft Werdenberg. Buchs gehörte fortan zu dessen Untertanengebiet, wurde 1798 zum Kanton Linth und 1803 zum Kanton St. Gallen geschlagen.

Im 9. Jahrhundert wird eine Kirche St. Jörgen urkundlich erwähnt. Vor 1484 erfolgte der Bau der Martinskirche. Zudem bestanden noch im 16. Jahrhundert die Kapellen der heiligen Katharina in Räfis, des heiligen Jakob in Altendorf und bei Buchs jene des heiligen Wolfgang. Das frühere Kirchspiel Buchs deckte sich weitgehend mit dem Gebiet der heutigen Gemeinde. 1526 führte der Glarner Landvogt Jost Tschudi in Werdenberg die Reformation ein. Die 1896 errichtete katholische Kirche wich 1965 einem Neubau, die Reformierten erhielten 1931-1932 ein neues Gotteshaus.

Vor der Industrialisierung lebte der grösste Teil der Bevölkerung von der Landwirtschaft (Milchwirtschaft, Obst- und Gemüsebau, Alpwirtschaft). Das Urbar des Kirchspiels Buchs von 1484 stellt ein erstes Güterverzeichnis dar. Bereits um 840 wird eine Rheinfähre zwischen Buchs und Schaan erwähnt. Ab Beginn des 18. Jahrhunderts bestand eine Fährverbindung zwischen der Burgerau und dem Mühleholz. 1868 wurde die Holzbrücke Buchs-Schaan eröffnet, deren westlicher Teil 1927 vom Rhein-Hochwasser mitgerissen wurde. Im Winter 1928/1929 erfolgte der Bau der ersten modernen Strassenbrücke zwischen diesen beiden Gemeinden. Mit der Inbetriebnahme der Rheineck-Chur-Bahn 1858 entstand in Buchs eine erste Bahnstation. Der Staatsvertrag von 1870 zwischen der Schweiz und Österreich-Ungarn brachte Buchs den Bahnanschluss nach Osten. Mit der Eröffnung der Arlbergbahn 1884, dem Ausbau und Erweiterung des Bahnhofs sowie dem schweizerisch-liechtensteinischen Zollvertrag von 1924 wurde Buchs endgültig das Schweizer Tor zum Osten an der Linie Feldkirch-Innsbruck-Wien. Die Wirtschaftsstruktur von Buchs wurde von 1880 bis ins erste Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts massgeblich von der Stickereiindustrie bestimmt. Dank der günstigen Verkehrslage siedelten sich internationale Speditionsfirmen und namhafte Industrie- und Gewerbebetriebe an. Rund 130 Gewerbe- und Industriebetriebe (v.a. Bauunternehmen, Papierindustrie, chemische Industrie) prägten die Wirtschaftsstruktur von Buchs im 20. Jahrhundert. Der Dienstleistungssektor bot 1990 3498 Arbeitsplätze, wovon viele (1985 knapp ein Drittel) direkt oder indirekt mit dem Güterumschlagplatz verbunden waren (SBB, Post, Zoll, Spedition, Transport). Die 1970 erfolgte Aufnahme des Lehrbetriebs an der interstaatlichen Ingenieurschule Neu-Technikum Buchs sowie die Eröffnung des neuen Berufsschulzentrums 1990 mit gewerblicher und kaufmännischer Berufsschule liessen Buchs zum regionalen Schul- und Bildungszentrum werden.

Quellen und Literatur

  • N. Senn, J. Eggenberger, Werdenberger Chronik, 1860-62, (Nachdr. 1983)
  • V. Vincenz, Die rom. Ortsnamen von Buchs und Sevelen, 1983
  • J. Eggenberger et al., Buchser Urbar 1484, 1984, (Faksimiledruck mit Kommentar-H.)
  • Werdenberger Jb. 1-, 1988-
Von der Redaktion ergänzt
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Zitiervorschlag

Valentin Vincenz: "Buchs (SG)", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 31.08.2004. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/001346/2004-08-31/, konsultiert am 19.03.2024.