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KarlBürkli

Porträt von Karl Bürkli, um 1890 (Schweizerisches Sozialarchiv, Zürich, F 5073-Fa-035).
Porträt von Karl Bürkli, um 1890 (Schweizerisches Sozialarchiv, Zürich, F 5073-Fa-035).

29.7.1823 Zürich, 20.10.1901 Mettmenstetten, reformiert, später konfessionslos, von Zürich. Sohn des Johann Georg (->). Vetter des Arnold (->) und des Georg von Wyss. Ledig. Nach dem Abbruch des Untergymnasiums (1835-1839) absolvierte Karl Bürkli 1839-1842 eine Gerberlehre. 1842-1848 folgten Wanderjahre: In Paris (1845-1847) lernte Bürkli die Lehre von Charles Fourier kennen, die ihn entscheidend prägte. 1848-1855 in Zürich, trat Bürkli ab 1851 mit Johann Jakob Treichler gegen die Regierung Escher auf: In Artikeln und Übersetzungen propagierte er die Ideen Fouriers, forderte Volks- und Tauschbanken sowie Konsum- und Produktivgenossenschaften zur Reformierung und Überwindung des kapitalistischen Systems und zur Errichtung einer gerechteren Gesellschaft in einer sozialistischen Republik. Beeinflusst von Moritz Rittinghausen sah er in der direkten Demokratie die geeignete Übergangsform. Bürkli trat 1851 dem Grütliverein bei, war 1851 Mitbegründer und bis 1854 Faktor des Konsumvereins Zürich und 1851-1855 Zürcher Grossrat. Das von ihm ab 1854 vorbereitete Experiment, in Texas ein Phalanstère nach Fourier zu errichten, scheiterte nach der Auswanderung bereits 1856. Nach der Rückkehr nach Zürich 1858 arbeitete Bürkli bis 1861 erneut als Faktor des Konsumvereins, als er in seinem Kampf gegen kapitalistische Entwicklungen Treichler unterlag. 1861-1887 führte er als Wirt ein Lokal, das ein Zentrum oppositioneller Strömungen wurde. 1867-1869 führend in der demokratischen Bewegung, gehörte Bürkli auch der 35er-Kommission des Verfassungsrats von 1868-1869 an. Hier erreichte er die Unterstützung der Genossenschaften durch den Staat. Schon zuvor war er für eine Kantonalbank und militärische Reformen im Sinne des Volksheers eingetreten. 1869-1878 und 1882-1899 war er Mitglied des Kantonsrats, 1866-1870 und 1893-1901 des Grossen Stadtrats von Zürich.

1866 trat Bürkli der Internationale bei, war 1867-1876 Gründer und Präsident der Sektion Zürich und nahm aktiv an den in der Schweiz tagenden Kongressen teil. Der sich im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts herausbildenden sozialdemokratischen Arbeiterbewegung schloss er sich von Beginn weg an. Neben alten Forderungen vertrat er nun die Einführung des Proporzes und machte Vorschläge zur staatlichen Nutzung der Wasserkraft. Er verfasste auch Arbeiten zur Geschichte der alten Eidgenossenschaft, unter anderem gegen den Winkelried-Mythos, den er von seiner demokratischen Position aus kritisierte. Bürkli, einer der Pioniere der schweizerischen Arbeiterbewegung, war kein systematischer Theoretiker. Bedeutung hat er als Vermittler der Ideen Fouriers und Rittinghausens, für die er sich in Projekten auch finanziell engagierte. Er brachte damit die Traditionen des Frühsozialismus in die sozialdemokratische Arbeiterbewegung und beeinflusste sie in evolutionistischem Sinne.

Quellen und Literatur

  • H.-U. Schiedt, Die Welt neu erfinden: Karl Bürkli (1823-1901) und seine Schriften, 2002, (mit Bibl. und Werkverz.)
Von der Redaktion ergänzt
  • Hafner, Urs: Karl Bürkli. Der Sozialist vom Paradeplatz, 2023.
Weblinks
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Kurzinformationen
Familiäre Zugehörigkeit
Lebensdaten ∗︎ 29.7.1823 ✝︎ 20.10.1901

Zitiervorschlag

Markus Bürgi: "Bürkli, Karl", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 03.03.2011. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/013413/2011-03-03/, konsultiert am 29.03.2024.