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Berneck

Polit. Gem. SG, Bez. Unterrheintal. Die Gem. liegt zwischen Hügelzügen in einer Seitenmulde des unteren Rheintals und umfasst neben B. (892 Farniwang, 1210 Bernanc) die Weiler Kobel, Rüden, Taa, Husen, Hinterburg und Buechholz. 1837 2'564 Einw.; 1850 2'044; 1900 2'250; 1930 2'096; 1950 2'390; 2000 3'289. Inhaber des Niedergerichts, des Patronatsrechts der vermutlich aus dem 9. Jh. stammenden, 1225 erw. Kirche B. und wichtigster Grundherr war die Abtei St. Gallen. Die 1210 erw. Rosenburg war im 14. und 15. Jh. als klösterl. Lehen im Besitz der St. Galler Ministerialen von Rosenberg, gelangte von den Muntprat von Spiegelberg von Konstanz 1505 wieder an die Abtei und war 1518-1798 Sitz der äbt. Obervögte. Sie geriet danach in Abgang (Mauerreste sichtbar). Bis zur Helvetik gehörte B. zur Vogtei Rheintal und teilte deren Herrschaftsgeschichte. Nachdem revolutionäre Bestrebungen zur Reformationszeit (1528) ohne bleibenden Erfolg waren, wurde die Kirche bis zum Bau der evang. Kirche (1937) paritätisch genutzt. Nach B. kirchgenössig waren bis 1504 Widnau, Diepoldsau und Lustenau (A), bis 1687 Reute (AR) sowie bis 1804 die Katholiken von Au (SG). Noch heute umfasst die evang. Kirchgemeinde B. Au. Das 1459 erneuerte Hofrecht, das spätma. Rathaus und der Wochenmarkt (1543 erw.) dokumentieren die kommunale Entwicklung. Spätestens ab dem 15. Jh. dominierte in der Landwirtschaft der Weinbau, der seit 1903 genossenschaftlich organisiert ist. Ergänzend dazu wurden Milch- und Viehwirtschaft sowie Ackerbau (1771 Teilung der Allmend Isenriet) nebst dörfl. Gewerbe betrieben. Von der 1803 geschaffenen polit. Gem. B. löste sich 1805 Au mit Monstein ab. 1848 zerstörte ein Grossbrand B. weitgehend. Im Anschluss an die Verkehrserschliessung (1874 Postkutsche nach Heiden, 1897 elektr. Strassenbahn Altstätten-Heerbrugg-B.) setzte sich nach 1900 die Stickereiindustrie durch, das traditionelle Kleingewerbe wurde verdrängt. Seit 1970 haben Industrie (Metall- und Holzverarbeitung, Textilien) und Gewerbe einen Aufschwung genommen. Sie boten 1990 fast 1'300 Arbeitsplätze. Die grosse Mehrheit der in B. Erwerbstätigen ist im 2. (64%) und 3. Sektor (27%) beschäftigt.

Quellen und Literatur

  • J. Boesch, Die Gesch. des Hofes Bernang und der Gem. B., 1968
  • I. Waldburger et al., «B.», in Unser Rheintal, 1990, 133-159
  • S. Sonderegger, Landwirtschaftl. Entwicklung in der spätma. Nordostschweiz, 1994
Weblinks
Normdateien
GND

Zitiervorschlag

Johannes Vogel: "Berneck", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 01.12.2006. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/001334/2006-12-01/, konsultiert am 18.04.2024.