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Rorschacherberg

Politische Gemeinde des Kantosn St. Gallen, Region Rorschach. Agglomerationsgemeinde ohne eigentlichen Dorfkern, die sich bergwärts an die Stadt Rorschach anschliesst und bei Unterstaad, östlich von Rorschach, bis an den Bodensee reicht. Verschiedene Weiler von Rorschacherberg, wie zum Beispiel Koblen, Eschlen und Hüttenmoos, sind bereits im 13. und 14. Jahrhundert bezeugt. Als geografischer Begriff ist Ro(r)schacherberg seit dem frühen 15. Jahrhundert fassbar. 1468 21 Haushalte; 1831 1108 Einwohner; 1850 1075; 1900 1785; 1950 2705; 2000 6483.

Grabungsfunde (Keramikstücke und Knochenreste) auf dem Grundstück Burg zwischen Hof und Grueben sind teils der Bronzezeit (ca. 1800-700 v.Chr.), teils der Latènezeit (5. Jh. v.Chr.) zuzurechnen. Das Gebiet des Rorschacherbergs gehörte im Mittelalter und in der frühen Neuzeit zum St. Galler Klosterstaat und bildete von der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts an eine Hauptmannschaft innerhalb des Gerichts Rorschach. Aus dieser ging 1724 die bis heute bestehende Korporation Vierhöfe (1698 in den vier höfen) hervor, die einst die Weiler Ennethof (heute Hof), Hohriet, Kolprüti und Fronberg umfasste und ein eigenes Gemeindereglement besass. Auf dem Boden von Rorschacherberg stehen die Schlösser St. Annaschloss, Wartensee, Wartegg und Wiggen. Das St. Annaschloss aus dem 12. Jahrhundert war zunächst Sitz der Herren von Rorschach (erwähnt 1176), eines bedeutenden Ministerialengeschlechts der Fürstabtei St. Gallen. 1449 fiel das Schloss durch Kauf der Fürstabtei zu und diente bis 1660/1670 als Sitz des fürstäbtischen Vogts; heute ist es in Privatbesitz. Kirchlich gehört Rorschacherberg (1850 30 Reformierte, 1990 2230, 2008 1818) seit jeher zu Rorschach. 1803 wurde Rorschacherberg selbstständige politische Gemeinde im neu geschaffenen Kanton St. Gallen im bis 2002 bestehenden Bezirk Rorschach. Bemühungen um eine Angliederung an die Gemeinde Rorschach – zunächst vor allem seitens der Einwohner von Rorschacherberg, später derjenigen von Rorschach – scheiterten im 19. Jahrhundert und blieben auch 1919, 1953 und 1978 erfolglos. Um 1900 setzte in der zuvor bäuerlich geprägten Gemeinde ein wirtschaftlicher Aufschwung mit der Gründung von Industrie- und Gewerbebetrieben ein: unter anderem Starrfräsmaschinen AG (1897 Fabrikation von Fädelmaschinen, 2009 Starrag-Heckert-Gruppe), Kopp AG Textilveredlung (1888, seit 1992 Teil der Engelbert E. Stieger AG), Sabel AG Pianofabrik (1842-1919 Bieger). 1990 bot der 2. Sektor mit 58% überdurchschnittlich viele Arbeitsplätze in der Gemeinde, ein Wert der sich 2005 mit 25,7% dem schweizerischen Durchschnitt angeglichen hatte. Die Nähe zur Stadt Rorschach, welche über wenig Boden verfügt, führte in Rorschacherberg seit 1950 zu einer starken Bautätigkeit und zur Verdoppelung der Einwohnerzahl. Zu Beginn des 21. Jahrhunderts war Rorschacherberg eine beliebte Wohngemeinde, die auch verschiedene überkommunale Aufgaben wahrnimmt. So wurde auf Gemeindeboden 1912 durch Adolf Gaudy mit Rorschach der gemeinsame Zentralfriedhof angelegt und 1981 ein regionales Pflegeheim eröffnet.

Quellen und Literatur

  • Rorschacher Njbl., 1911-
  • P. Hug, Rorschacherberg, 1984 (21991)
Weblinks
Normdateien
GND

Zitiervorschlag

Lorenz Hollenstein: "Rorschacherberg", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 05.01.2012. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/001328/2012-01-05/, konsultiert am 19.03.2024.