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Maur

Politische Gemeinde des Kantons Zürich, Bezirk Uster. Am südwestlichen Ufer des Greifensees gelegen, umfasst die Gemeinde neben Maur die 1927 aufgehobenen Zivilgemeinden Aesch (Forch), Binz, Ebmatingen und Uessikon. 874/887 de Mure. 1798 1623 Einwohner; 1836 2133; 1850 1965; 1900 1513; 1910 1421; 1950 1577; 1970 3943; 2000 8677.

Am Greifensee (Schifflände, Weierwiesen, Uessikon) neolithische (Pfyner und Horgener Kultur) und spätbronzezeitliche Ufersiedlungen. Grabhügel der Hallstattzeit im Maurholz. Römische Mauerreste unter der heutigen Kirche. Frühmittelalterliche Gräberfelder am Eggenberg unterhalb von Aesch sowie unter der Kirche Maur. Erste schriftliche Erwähnung im Grossmünster-Rotulus von ca. 876/888. Wenig später gingen Kirchensatz und niedere Gerichtsbarkeit an die Fraumünsterabtei über, die zur Verwaltung ihres Besitzes einen lokalen Meier einsetzte (ab dem 13. Jh. Sitz auf der Burg Maur). Die heutige Kirche wurde 1507-1512 (neugotische Turmrenovation im 19. Jh.) als Nachfolgegebäude einer älteren romanischen Kirche (um 1200) erstellt, die ihrerseits zwei frühmittelalterliche Vorgängerbauten (7. bzw. 9./10. Jh.) verdrängt hatte. Als Nachfolgerin des klösterlichen Meieramts lebte die Gerichtsherrschaft Maur innerhalb der Landvogtei Greifensee fort, 1424-1629/1652 ununterbrochen im Besitz der Familie Aeppli. 1775 verkaufte der letzte Gerichtsherr, der Künstler und Verleger David Herrliberger, die Gerichtsherrschaft an die Stadt Zürich. Die Burg stand hernach in Privatbesitz und erhielt mit dem Umbau Mitte des 19. Jahrhunderts ihr heutiges Aussehen. Nach der umfassenden Renovation 1974-1975 wurde sie Sitz des Ortsmuseums und der praktisch lückenlosen Sammlung Herrliberger. 1798 gehörte Maur zu den am dichtesten besiedelten Gemeinden des Kantons Zürich. Für über drei Fünftel aller Erwerbstätigen war damals die textile Heimindustrie die wichtigste Einkommensquelle. Das starke Bevölkerungswachstum während des ersten Drittels des 19. Jahrhunderts wurde – als Folge der misslungenen Mechanisierung der Textilindustrie – durch einen anhaltenden Rückgang bis zum Ersten Weltkrieg abgelöst. Das ehedem hoch industrialisierte Maur entwickelte sich dadurch "zurück" zur bäuerlichen Insel zwischen der Stadt Zürich und dem industrialisierten Zürcher Oberland. Erst mit dem Einbezug in die Agglomeration Zürich setzte in den 1950er Jahren ein Aufschwung ein. Durch Zuzüger verbesserte sich die Finanzlage der Gemeinde rasch, die noch bis 1958 den kantonalen Finanzausgleich bezogen hatte. Wirtschaftlich ist Maur stark nach aussen orientiert: 2000 stellte die Gemeinde 1879 Arbeitsplätze, während etwa drei Viertel der Erwerbstätigen nach Zürich zur Arbeit pendelten (v.a. mit dem Auto).

Quellen und Literatur

  • Kdm ZH 3, 1978, 619-652
  • F. Aeppli, Gesch. der Gem. Maur, 1979
  • Die ersten Bauern 1, Ausstellungskat. Zürich, 1990, 177-189
Weblinks
Normdateien
GND

Zitiervorschlag

Felix Aeppli: "Maur", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 22.08.2008. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/000132/2008-08-22/, konsultiert am 19.03.2024.