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Rüte

Ehemaliger Bezirk des Kantons Appenzell Innerrhoden, 2022 mit Schwende zum Bezirk Schwende-Rüte fusioniert. Rüte reichte vom Altmann im Süden bis an den Hügelzug des Hirschbergs im Norden und umfasste Brülisau, Eggerstanden und Steinegg sowie den zwischen dem Brüel- und dem Schwendebach bzw. der Sitter gelegenen Teil von Weissbad und den östlichen Teil von Appenzell. Zu Rüte gehörten die Schulgemeinden der oben erwähnten Weiler sowie Teile derjenigen von Appenzell und Schwende. Der Bezirk (Gemeinde) ging 1873 aus der gleichnamigen Rhode hervor, die wohl zwischen 1204 und 1220 entstanden war. Sitz der Verwaltung war Steinegg. 1420/1421 Rütiner rod. Rhode Rüte: 1801 1448 Einwohner; 1813 1655; 1850 1768; Bezirk Rüte: 1900 1997; 1950 2028; 2000 2915; 2010 3347; 2020 3752.

Rüte: Situationskarte 2021 (Geodaten: Bundesamt für Statistik, Swisstopo, OpenStreetMap) © 2022 HLS.
Rüte: Situationskarte 2021 (Geodaten: Bundesamt für Statistik, Swisstopo, OpenStreetMap) © 2022 HLS.

Die Rhode Rüte bestand ursprünglich aus einer landwirtschaftlich genutzten Streusiedlung mit vorherrschender Viehzucht. In den drei Orten standen ein Schulhaus, ein oder zwei Gasthäuser und eine Kapelle. Jene von Brülisau war ab 1647, jene von Eggerstanden ab 1750 eine Filialkirche von Appenzell. 1845 wurde Brülisau zur eigenständigen Pfarrei erhoben. Durch Bautätigkeit in Weissbad (ab 1850), Steinegg (1960er Jahre) und Eggerstanden (1970er Jahre) wuchsen aus den Weilern kleine Dörfer heran. Im einst zu Rüte gehörenden Ortsteil von Appenzell, wo im 19. Jahrhundert an der neu angelegten Strasse nach Gais (1850-1852) und nach 1900 am Blumenrain erste Häuser gebaut wurden, entwickelte sich ab den 1930er Jahren und verstärkt nach 1950 ein neues Quartier. Im Alpstein wurden ab der Mitte des 19. Jahrhunderts Bergwirtschaften, in Steinegg ab 1880 vereinzelt, dort sowie in Brülisau und Eggerstanden ab den 1970er Jahren vermehrt Gewerbebetriebe gebaut. Bis weit ins 20. Jahrhundert trug die Handstickerei als Nebenerwerb der Bäuerinnen zur Erhaltung der meist unrentablen Kleinbetriebe mit schwankenden Erträgen aus der Schweinezucht bei. Nach 1950 ging aufgrund des agrarischen Strukturwandels die Zahl der Betriebe zurück, die durchschnittliche Betriebsfläche wie auch der Viehbestand pro Betrieb nahmen deutlich zu. Erschlossen wurde der Bezirk durch Strassen von Appenzell über Steinegg nach Weissbad (1869 neu eröffnet) und Eggerstanden (1912) sowie von Steinegg nach Brülisau (1916). 1912 nahm die Säntisbahn (ab 1947 Appenzeller Bahnen) von Appenzell über Steinegg nach Wasserauen ihren Betrieb auf. Seit 1964 verkehrt von Brülisau eine Luftseilbahn auf den Hohen Kasten.

Quellen und Literatur

  • Signer, Jakob: «Chronik der Appenzell I.-Rh. Liegenschaften», in: Appenzellische Geschichtsblätter, 10/18-16/4, 1948-1954.
  • Fischer, Rainald: Die Kunstdenkmäler des Kantons Appenzell Innerrhoden, 1984.
  • Regierungen der beiden Halbkantone Appenzell (Hg.): Appenzeller Geschichte. Zur 450-Jahrfeier des Appenzellerbundes 1513-1963, Bd. 3, 1993.
  • Weishaupt, Achilles: 100 Jahre Schulhaus Steinegg, 2003.
Weblinks
Normdateien
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VIAF
Kurzinformationen
Ersterwähnung(en)
1420/1421: Rütiner rod

Zitiervorschlag

Hermann Bischofberger: "Rüte", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 18.11.2022. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/001315/2022-11-18/, konsultiert am 12.04.2024.