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Stallikon

Politische Gemeinde des Kantons Zürich, Bezirk Affoltern. Zur lang gestreckten Gemeinde gehören der Albisgrat mit dem Uetliberg, Mädikon, Baldern und Buchenegg sowie der mittlere Teil des Reppischtals mit den Weilern Tägerst, Gamlikon, Stallikon (1124 Stallinchoven) und Sellenbüren sowie Einzelhöfen. 1643 624 Einwohner (mit Wettswil); 1772 983; 1850 879 (ohne Wettswil); 1900 579; 1950 671; 2000 2608.

Wohnquartier im Süden der Gemeinde Stallikon mit dem Üetliberg und den Fernsehtürmen im Hintergrund, 2011 (Fotografie Martin Bachmann).
Wohnquartier im Süden der Gemeinde Stallikon mit dem Üetliberg und den Fernsehtürmen im Hintergrund, 2011 (Fotografie Martin Bachmann). […]

Urgeschichtliche und mittelalterliche Siedlungsspuren vor allem auf dem Üetliberg, weitere Burgstellen auf Baldern und dem Ofengüpf (mittelalterliche Holzburg) oberhalb von Sellenbüren. Nach den Freiherren von Sellenbüren gingen Besitz und Rechte in Stallikon an Klöster über. Deren Güterbesitz und Herrschaftsrechte waren durchmischt bzw. zersplittert. Buchenegg und Tägerst gehörten zur Gerichtsherrschaft Bonstetten, der untere Teil des Tals zur Vogtei Stallikon-Sellenbüren-Wettswil. In dieser hatte das Kloster Engelberg die Gerichtsbarkeit über Dieb und Frevel inne. Die erste Offnung von 1428 hält den Rechtsbereich sowie die überlieferten Rechte und Pflichten von Kloster und Dorfgenossen fest. Die Widum Stallikon gehörte als grundherrlicher Besitz von St. Blasien im Schwarzwald zur Vogtei Birmensdorf. 1466 verkaufte Engelberg seine Gerichtsherrschaft Heinrich Effinger, der sie 1532/1533 der Stadt Zürich veräusserte. Die Stadt errichtete die Obervogtei Wettswil und vereinigte sie 1538 mit Bonstetten. Von der sich nach 1800 entwickelnden politischen Gemeinde Stallikon löste sich 1831 Wettswil. Die Zivilgemeinde Baldern-Mädikon-Üetliberg wurde 1924, Tägerst-Buchenegg 1925, Sellenbüren 1927 aufgehoben. Stallikon kam 1798 zum Distrikt Mettmenstetten, 1803 zum Bezirk Horgen, 1815 zum Oberamt bzw. ab 1831 Bezirk Knonau und gehört seit 1837 zum Bezirk Affoltern.

Die Kollatur der 1157 erstmals erwähnten Kirche St. Stephan lag beim Kloster St. Blasien. 1383 wurde die Kirche dem Kloster inkorporiert, im Alten Zürichkrieg um 1444 gebrandschatzt, 1448 wieder geweiht. St. Blasien übte seine Rechte bis zu seiner Aufhebung 1808 aus; dann kamen sie an den Grossherzog von Baden und über die jüdische Handelsgesellschaft Moses und Hänlein Guggenheim 1812 an den Kanton Zürich. Die reformierte Kirchgemeinde umfasst Stallikon und Wettswil. Die schmale Ernährungsbasis des Tals bewirkte, dass die Mehrheit der Einwohner im Ancien Régime nicht von der Landwirtschaft allein leben konnten: 1772 standen den 77 Bauern 8 Handwerker und 142 Heimarbeiter (Spinner, Weber usw.) gegenüber. Zur Zeit der Industrialisierung entvölkerte sich Stallikon, weil sich im Tal keine Industrie ansiedeln konnte. Nach Einrichtung der Postautoverbindung 1930 setzte wieder ein Bevölkerungswachstum ein. 1940 wurden die Reppisch kanalisiert und die weiten Riet- und Sumpfgebiete melioriert, um die landwirtschaftlichen Nutzflächen zu vergrössern. 1977 wurden Albis und Reppischtal als Landschaft von nationaler Bedeutung ausgezeichnet. Zu Beginn des 21. Jahrhunderts war Stallikon fast ausschliesslich Wohngemeinde und Vorort von Zürich.

Quellen und Literatur

  • 850 Jahre Stallikon ZH, 1124-1974, 1974
  • Urk. und Materialien zur Gesch. Stallikons, 1988-
Von der Redaktion ergänzt
Weblinks
Normdateien
GND

Zitiervorschlag

Reinhard Möhrle: "Stallikon", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 27.02.2012. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/000013/2012-02-27/, konsultiert am 29.03.2024.