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Waldstatt

Politische Gemeinde des Kantons Appenzell Ausserrhoden, ehemaliger Bezirk Hinterland. Waldstatt besteht aus dem in einer muldenartigen Senke liegenden Dorf und zahlreichen umliegenden Weilern und Einzelhöfen. 1374 Ober Walstatt, 1415 Wallstatt. 1734 634 Einwohner; 1800 1034; 1850 983; 1900 1483; 1950 1455; 2000 1710.

Waldstatt gehörte zur Rhode bzw. Kirchgemeinde Herisau und teilte deren politische Geschichte. 1719 wurde das Kirchen- und Armengut von Herisau getrennt und Waldstatt erlangte seine Selbstständigkeit, als Ausnahme in Appenzell Ausserrhoden bereits im Jahr vor dem Kirchenbau 1720. Der Weiler entwickelte sich in der Folge zum Dorf. 1973 wurde eine katholische Kirche gebaut. Die Verlegung der wichtigen Verbindungsstrasse St. Gallen-Toggenburg durch das Dorf Waldstatt statt über Schwellbrunn 1789 gab wichtige Entwicklungsimpulse. Wuchs früher das Dorf vor allem entlang der Hauptverkehrsachsen, haben sich inzwischen ruhigere Wohnquartiere entwickelt. Seit 1919 werden die öffentlichen Aufgaben von der Einwohnergemeinde und der Ortskorporation übernommen; Letztere zeichnet für Wasserversorgung, Kehrichtwesen usw. verantwortlich. Neben althergebrachter Vieh- und Milchwirtschaft entwickelten sich im 18. Jahrhundert Textilgewerbe und -handel, Weberei (1800 400 Webstühle) und später Stickerei. Von Bedeutung war auch der Abbau von Torf und Sandstein. Im 19. Jahrhundert wurde Waldstatt zum Kurort (1792 Eröffnung eines Bades in Unter-Waldstatt). Der Kurtourismus ging nach dem Zweiten Weltkrieg zurück. 1839 wurde die Station des Post-Eilwagens St. Gallen-Uznach gebaut, 1875 die Station an der Bahnlinie Winkeln-Urnäsch. 1880 erfolgte die Inbetriebnahme der ersten Zentrifuge zur Käseherstellung in der Schweiz, 1890 einer mechanischen Jacquardweberei, 1908 zweier mechanischen Webereien und einer Stickfabrik und 1932 des Schwimmbads. Ab etwa 1935 verlagerte sich das Schwergewicht der Beschäftigung auf die Verarbeitung von Holz (starke Strukturbereinigung Ende der 1990er Jahre), Metall und Kunststoff (1945 gegründetes Metalldruckguss- und Thermoplastspritzgusswerk als grösster Arbeitgeber). 2005 stellte der 1. Sektor 13%, der 2. 52% der Arbeitsplätze in der Gemeinde.

Quellen und Literatur

  • H. Eugster-Kündig, Waldstatt gestern und heute, 1995
  • Kdm AR 1, 1973, 265-289
Weblinks
Normdateien
GND

Zitiervorschlag

Thomas Fuchs: "Waldstatt", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 04.11.2014. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/001299/2014-11-04/, konsultiert am 19.03.2024.