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Stein (AR)

Politische Gemeinde des Kantons Appenzell Ausserrhoden, ehemaliger Bezirk Hinterland, die das gleichnamige Dorf sowie zahlreiche Weiler und Einzelhöfe umfasst. 1794 1777 Einwohner; 1818 1367; 1850 1666; 1888 1957; 1900 1787; 1950 1306; 1970 1101; 2000 1355.

Im Haus Burg sind Mauerreste erhalten, die wohl von einem Wohnturm aus dem 13. und 14. Jahrhundert für klösterliche Dienstmannen des Amts Hundwil stammen. Als Untere oder Horgenbühler Rhode war Stein bis 1749 Teil der Rhode und Kirchhöri Hundwil, hatte aber seit den Appenzeller Kriegen (1401-1429) eigene politische Behörden. Anstelle der geplanten Kirchenerweiterung in Hundwil erfolgte 1749 trotz heftiger Proteste der Oberen Rhode die Abspaltung der Unteren Rhode, nun Stein genannt, verbunden mit dem Bau einer neuen Kirche und der Trennung der gemeinsamen Güter. Das offizielle Siegel verblieb bis um 1835 in Hundwil. Um die neue Kirche bildete sich noch im 18. Jahrhundert ein kleiner Dorfkern. Ermöglicht wurde diese dynamische Entwicklung durch den vom Textilgewerbe begründeten Wohlstand. Flachsanbau ist vom 16. Jahrhundert an bezeugt. Die Weberei ergänzte ab dem 17. Jahrhundert zunehmend die traditionelle Vieh- und Milchwirtschaft, im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts auch die Stickerei. Versuch mit Seidenweberei und Seidenraupenzucht gab es im frühen 19. Jahrhundert. Eine Stickereifabrik wurde ca. 1870 eröffnet, stellte später auf Plattstichweberei um und beschäftigte 1930 noch 450 Heimweber. Die Korn- und Papiermühle im Kubel bestand von 1674 bis ca. 1890, die Brauerei von ca. 1860 bis 1910. Daneben blühten bis 1945 Handwerk und Gewerbe. Die Milchwirtschaft blieb stets von grosser Bedeutung; Stein war bis um 1940 neben Hundwil eine Hochburg des appenzellischen Käse- und Butterhandels. Der Tourismus setzte im frühen 19. Jahrhundert im Bad Störgel ein und nahm ab 1898 infolge der Gründung eines Verkehrsvereins zu. Die Wirtschaftsstruktur von Stein galt wegen dieser Diversifikation lange als krisensicher. 1978 wurde eine Schaukäserei erstellt, 1987 das Appenzeller Volkskunde-Museum. 1950-1980 entwickelte Stein sich – auch wegen der Anlage von neuen Wohnquartieren – von einer Arbeits- zu einer Wohngemeinde, der ersten im Hinterland. Diese Entwicklung setzte sich bis ins 21. Jahrhundert fort (viele Wegpendler). Ab dem späten 20. Jahrhundert intensivierte die Gemeinde die Zusammenarbeit mit den Nachbargemeinden zur Erfüllung gewisser Aufgaben (z.B. Wasserversorgung und Abwasserentsorgung, Oberstufe, Grundbuchamt). 2005 stellte der 1. Sektor gut 31%, der 2. gut 20% der Arbeitsplätze in der Gemeinde.

Quellen und Literatur

  • H. Nötzli, Das 200jährige Bestehen von Stein im Kt. Appenzell Ausser-Rhoden, 1949
  • Kdm AR 1, 1973, 401-439
  • W. Rohner et al., 250 Jahre Gem. Stein AR, 1999
Weblinks
Normdateien
GND

Zitiervorschlag

Thomas Fuchs: "Stein (AR)", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 07.11.2012. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/001297/2012-11-07/, konsultiert am 29.03.2024.