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Hallau

Politische Gemeinde des Kantons Schaffhausen, Bezirk Unterklettgau. Alter Marktflecken, heute Weinbaudorf und Wohngemeinde am Südfuss des Hallauerberges. Bis 1526 mit Oberhallau vereint, dann bis 1934 unter dem Namen Unterhallau. 1095 Hallaugia superiori et inferiori, 1273 Hallowe. 1531 120 Häuser; 1771 1729 Einwohner; 1850 2607; 1900 1870; 1910 1764; 1950 1959; 2000 2008.

Streufunde aus der Bronzezeit (Waffen), römischer Gutshof im Hüttenhau, zahlreiche römische Münzfunde, alemannisches Gräberfeld bei der Bergkirche, Wüstung Atlingen (ursprünglich alemannische Siedlung).

Wappenscheibe aus dem ehemaligen Gemeindehaus Hallau, 1531 (Museum zu Allerheiligen, Schaffhausen).
Wappenscheibe aus dem ehemaligen Gemeindehaus Hallau, 1531 (Museum zu Allerheiligen, Schaffhausen). […]

Rund zwei Drittel des Grundbesitzes in Hallau gehörten dem Kloster Allerheiligen zu Schaffhausen. Der Güterbeschrieb um 1100 führte noch keine Reben auf, Weingärten werden erstmals im Kelhofbrief um 1280 erwähnt. 1302 erwarb der Bischof von Konstanz die Schirmvogtei über die beiden Dörfer Hallau. Seither unterstanden Unter- und Oberhallau der bischöflich-konstanzischen Herrschaft Neunkirch-Hallau, wo die Bischöfe Inhaber des Hoch- und Niedergerichts waren. In der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts kam es zu Auseinandersetzungen der Bischöfe mit den Landgrafen von Sulz über die Hochgerichtsbarkeit im Klettgau. Unter der milden Herrschaft der Kirche organisierte sich 1343 die Gebursami ze Hallow und sicherte sich wichtige Rechte wie Kornmarkt, Mühle, Salzlehen und Pannerrecht. Im Spätmittelalter und in der Frühneuzeit betrieb sie eine erfolgreiche Ausdehnungspolitik: Im Süden des Gemeindebanns wurde der Lauferberg, 1457 die Vogtei Wunderklingen an der Wutach und 1507 die Lochmühle gekauft.

Kirchlich bildete die Dorfkapelle Hallau eine Filiale der Mutterkirche in Neunkirch. 1491 wurde die Bergkirche St. Moritz gebaut, die sich aufgrund zahlreicher als Thebäer gedeuteter alemannischer Grabfunde zu einem bis zur Reformation viel besuchten Wallfahrtsort entwickelte. 1505/1508 löste man sich von Neunkirch los und gründete die selbstständige Pfarrei Unterhallau. Die Bergkirche wurde zur Hauptkirche ernannt. Patrozinium beider Kirchen ist St. Moritz. 1525 wurden die bischöflich-konstanzischen Herrschaftsrechte an die Stadt Schaffhausen veräussert. In der Offnung von 1526 gingen die alten Vorrechte von Hallau verloren und der zur selbstständigen Gemeinde aufgewertete Dorfteil Oberhallau wurde von Unterhallau abgetrennt. Die kirchliche Loslösung erfolgte erst 1713. Während des städtischen Obrigkeitsstaates bildete Unterhallau den Hauptherd der Opposition unter den Dörfern der Landschaft. Den Unruhen von 1622, 1626, 1666 und 1741 bei der Aufführung des Landvogtes folgte die Huldigungsverweigerung von 1790. Im an die Obrigkeit adressierten Hallauer Memorial von 1790 forderte man die Wiedereinführung der alten Rechte. Bei der Staatsumwälzung von 1831, die zur Gleichstellung von Stadt und Land führte, stand Unterhallau an vorderster Front.

1863 wurde das Dorf durch die Badische Bahn (Basel-Konstanz) erschlossen. Während der zweiten Hälfte des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts nahm die Bevölkerung auf Grund der Auswanderung (1846-1882 wanderten 393 Personen aus) und der Landflucht in die Industrieagglomeration Schaffhausen-Neuhausen um über einen Viertel ab. Mit der Eröffnung des Wasser- und Elektrizitätswerkes Hallau in Wunderklingen im Jahr 1896 fand die Gemeinde den Anschluss an das Industriezeitalter. 1916 siedelte sich die Conservenfabrik Hallau (bis 1961), 1928 die Isolierfabrik Hallau AG und 1947 die Heinrich Stamm AG (Formenbau und Kunststoffverarbeitung) an. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts erlebte aber auch der Rebbau einen Aufschwung, ausgelöst durch die Mechanisierung und naturnahe Produktion verschiedener moderner Kellereien (1928 Weinkellerei Rahm). Hallau besitzt die grösste zusammenhängende Rebbaufläche der deutschen Schweiz, und die 1959 gegründete Propaganda-Kommission der Rebbaugenossenschaft Unterklettgau-Hallau betreibt eine professionelle Vermarktung des Weines. 1937 wurde die katholische Kirche Bruder Klaus und St. Mauritius als einzige katholische Pfarrkirche im Klettgau eingeweiht.

Quellen und Literatur

  • Kdm SH 3, 1960, 57-84
  • A. Hasenfratz, K. Bänteli, «Die archäolog. Untersuchungen in der Bergkirche Hallau», in SchBeitr. 63, 1986, 7-125
  • Gesch. von Hallau, 1991
Weblinks
Normdateien
GND

Zitiervorschlag

Robert Pfaff: "Hallau", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 13.03.2006. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/001289/2006-03-13/, konsultiert am 29.03.2024.