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Lützel

Die Abtei von Norden. Öl auf Leinwand von Jean-François Tavanne, um 1756 (Musée jurassien d'art et d'histoire, Delsberg; Fotografie Pierre Montavon).
Die Abtei von Norden. Öl auf Leinwand von Jean-François Tavanne, um 1756 (Musée jurassien d'art et d'histoire, Delsberg; Fotografie Pierre Montavon). […]

Ehem. Zisterzienserabtei und Gem. des franz. Kantons Ferrette, Dep. Haut-Rhin. 1136 Lucela, 1194 Lucelan, 1196 Lucelach, 1316 Lützel, franz. Lucelle. Die Abtei, ein Tochterkloster von Bellevaux aus der Filiationsreihe von Morimond, wurde 1123-24 von den Gf. von Montfaucon auf einem Grundstück der Basler Kirche gegründet. Die auf der Sprachgrenze gelegene Abtei mit ihrer grossen zweisprachigen Gemeinschaft (200 Mönche um 1200) gründete im 12. Jh. sieben Tochterklöster und nahm damit eine wichtige Scharnierfunktion zwischen Citeaux und dem deutschsprachigen Raum ein. Der beachtl. Grundbesitz von L. war auf etwa fünfzehn Grangien im Elsass und im Fürstbistum Basel verteilt, die später in fünf oder sechs Prioratsgütern zusammengefasst wurden. Hier lebten die Mönche, die in den etwa zehn der Abtei angegliederten Pfarreien mit dem Seelsorgeamt betraut waren. 1526 erwarb L. die Herrschaft Löwenburg und verdoppelte damit seine Grundherrschaft. Die Abtei unterhielt Burgrechtsbeziehungen mit mehreren Städten, u.a. mit Basel. Im 17. Jh. trat L. der oberdt. Zisterzienserkongregation der gemeinen Observanz bei. Der Abt wurde Ordensvisitator für die Provinz, die das Elsass, die Schweiz und den Breisgau umfasste. Im Lauf der Jahrhunderte erlitt L. mehrmals krieger. Verwüstungen. Im Dreissigjährigen Krieg 1638 wurde das Kloster vollständig zerstört und die Gemeinschaft auseinandergesprengt. Diese kehrte erst 1657 wieder zurück und richtete sich in einem Provisorium ein, das zwischen 1700 und 1730 durch eine grosse und schöne Abtei ersetzt wurde. Zu dieser gehörten auch versch. Handwerksbetriebe wie Glaserei, Ziegelei, Schmiede-Giesserei sowie eine Gerberei, deren Produkte weitherum bekannt waren. 1789 wurde L. mit all seinen Gütern zu nationalem Eigentum erklärt und an Private verkauft. 1792 zerstreute sich die Klostergemeinschaft. Die Konventsgebäude und die mächtige rom.-got. Kirche wurden abgebrochen, während in den anderen Gebäuden bis 1882 Giessereien und Schmieden untergebracht waren. Im 20. Jh. wurde L. zu einem Touristen- und Ferienort sowie zu einem kulturellen Zentrum.

Quellen und Literatur

  • HS III/3, 290-311
  • G. Claerr-Stamm et al., Lucelle, 1993
Weblinks
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GND

Zitiervorschlag

André Chèvre: "Lützel", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 26.11.2009, übersetzt aus dem Französischen. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/012144/2009-11-26/, konsultiert am 19.03.2024.