de fr it

HauteriveKloster

Die Abtei in der Saaneschlaufe. Ansicht vom Felsplateau, welches das Südufer des Flusses überragt und dem Ort den Namen gab. Fotografie, um 1925 (Schweizerische Nationalbibliothek, Bern).
Die Abtei in der Saaneschlaufe. Ansicht vom Felsplateau, welches das Südufer des Flusses überragt und dem Ort den Namen gab. Fotografie, um 1925 (Schweizerische Nationalbibliothek, Bern). […]

Zisterzienserabtei in einer Saaneschlaufe südwestlich von Freiburg in der politischen Gemeinde Hauterive FR, Diözese Lausanne. Hauterive (deutsch Altenryf) wurde zwischen 1132 und 1137 von Freiherr Guillaume de Glâne gestiftet (1143, Stiftergrab in der Klosterkirche). Nachdem dieser Mönche aus Cherlieu im Nordburgund berufen und das Kloster besiedelt hatte, wurde es mit Erlaubnis des Bischofs von Lausanne (1137) am 25. Februar 1138 geweiht (Abbatia sancte Marie de Altaripa). 1142 erfolgte die Bestätigung durch Papst Innozenz II. Die durch den einheimischen Adel und die Bischöfe von Lausanne geförderte Abtei stieg im 12. und frühen 13. Jahrhundert zu wirtschaftlicher und kultureller Blüte auf. Ab 1157 wurde sie von den Herzögen von Zähringen mit Schutz- und Zollbefreiungsprivilegien ausgestattet und war schon früh mit der Stadt Freiburg verbunden (Wollproduktion für die Stadt, ab 1182 Begräbnisrecht der Bürger in Hauterive, Stadthaus). Das Chartular von Hauterive ("Liber donationum") sowie Bestätigungsbullen Innozenz' III. von 1198 und Innozenz' IV. von 1247 zeugen von einer ausgedehnten Eigenwirtschaft mit neun Rodungshöfen (Grangien) in den Voralpen (Milchwirtschaft), im Mittelland (Ackerbau) und am Genfersee (Weinbau). Ab dem 12. Jahrhundert betrieb Hauterive an Wasserkanälen mehrere Getreidemühlen, eine Walkmühle sowie im 15. Jahrhundert auch eine Papiermühle (belegt 1445). Ende des 12. Jahrhunderts und Anfang des 13. Jahrhunderts zählte das Kloster 30-40 Mönche, von der Gründung bis Mitte des 13. Jahrhunderts rund 50 Konversen. Infolge des Rückgangs der Zahl der Laienbrüder wurden die Güter vom 14. Jahrhundert an zunehmend verpachtet. 1185 besiedelten Mönche von Hauterive die Abtei Kappel, ab 1261 war das Frauenkloster La Maigrauge bei Freiburg Hauterive unterstellt. Von der Mitte des 12. Jahrhunderts bis ins 14. Jahrhundert befand sich in Hauterive ein bedeutendes Skriptorium; die Bibliothek erlitt durch Plünderungen und Brände, vor allem jenen von 1578, Verluste. Von der romanischen Klosteranlage der Gründungszeit (Neubau um 1162 geweiht) sind Kreuzgang und Kirche als hervorragende Beispiele früher Zisterzienserarchitektur erhalten. Unter Abt Peter Rych (1320-1328) wurde der Kreuzgang durch Masswerkfenster überhöht und die Kirche um den gotischen Chor mit einem sechsteiligen Masswerkfenster und Glasmalerei erweitert. Unter Abt Jean Philibert (1472-1488) entstand das qualitativ hochstehende spätgotische Chorgestühl. Die Schirmvogtei über Hauterive befand sich spätestens ab 1218 bei den Grafen von Neuenburg. 1299 wurde das Schirmrecht durch König Albrecht I. von Habsburg den Grafen von Aarberg bestätigt, vor 1391 und endgültig 1452 gelangte es an Freiburg, mit dem Hauterive ab 1341 verburgrechtet war. An der Seite Freiburgs erlitt die Abtei im Sempacherkrieg 1386-1387 und im Savoyerkrieg 1448 durch bernische Plünderungen schwere Schäden. 1418 verlieh Papst Martin V. auf seiner Reise durch die Schweiz nach dem Konstanzer Konzil dem bedeutenden Abt Peter von Affry (1404-1449) und seinen Nachfolgern die Pontifikalien. Zu dieser Zeit hatte sich die materielle Lage von Hauterive, das auch seine Spiritualität vernachlässigte, bereits verschlechtert.

Nach der Mitte des 16. Jahrhunderts nahm Freiburg im Geist der Tridentinischen Reform die Erneuerung des darniederliegenden Klosters energisch an die Hand: Um 1562 erliess es Reformbestimmungen und setzte 1566 einen weltlichen Administrator ein. Ausserdem wurde Hauterive 1579 durch Nuntius Giovanni Francesco Bonomi visitiert. Als bedeutender Reformabt wirkte Guillaume Moënnat (1616-1640), der die Frauenklöster La Maigrauge und La Fille-Dieu bei Romont reorganisierte. Ab 1618 war Hauterive Mitglied der oberdeutschen Zisterzienserkongregation (ab 1624 Provinz Schweiz, Elsass, Breisgau, ab 1806 schweizerische Zisterzienserkongregation). Der barocke Neubau des Konventgebäudes wurde 1715 unter Abt Henri de Fivaz (1715-1742) begonnen und 1770 unter Bernhard Emmanuel von Lenzburg (1761-1795) vollendet. 1798 erfuhr die Abtei eine Schwächung, weil sie eine Kriegskontribution entrichten musste und die Grundherrschaft verlor. 1811 zählte Hauterive noch zehn Priester und sechs Brüder. 1847, ein Jahr vor der Aufhebung der Abtei, waren es 16 Priester und zwei Brüder. Die Güter wurden 1848 säkularisiert, Archiv und Bibliothek, darunter der bedeutendste mittelalterliche Handschriftenbestand eines westschweizerischen Klosters, nach Freiburg überführt. Ab 1850 belegte eine Landwirtschaftsschule, ab 1859 das kantonale Lehrerseminar das Gebäude. 1939 wurde Hauterive von Mönchen aus Wettingen-Mehrerau wieder besiedelt und 1973 als Abtei wieder errichtet (2003: acht Priester und 16 Brüder). Die Gebäude und die von Mönchen bewirtschafteten Güter befinden sich im Besitz einer öffentlich-rechtlichen Stiftung. Die Mönche sind ausserdem hauptsächlich in der Betreuung von Gästen tätig.

Quellen und Literatur

  • StAFR
  • KUBF, Handschriftenslg.
  • J. Gumy, Regeste de l'abbaye de Hauterive, de l'ordre de Cîteaux, 1923
  • Liber donationum Altaeripae, hg. von E. Tremp, 1984
  • R. Pittet, L'abbaye d'Hauterive au moyen age, 1934
  • C. Waeber, Hauterive: La construction d'une abbaye cistercienne au moyen age, 1976
  • HS III/3, 176-245
  • E. Tremp, «Wie gründet man ein Zisterzienserkloster?», in ZSK 82, 1988, 115-158
  • H. Schöpfer, «Zisterzienserkloster Altenryf/Hauterive», in Zisterzienserbauten in der Schweiz 2, 1990, 57-83
  • E. Tremp, Mönche als Pioniere, 1997 (22002)
  • Freiburger Kulturgüter 11, 1999
Weblinks
Normdateien
GND
Kurzinformationen
Endonyme/Exonyme
Altenryf (Deutsch)
Hauterive (Französisch)

Zitiervorschlag

Ernst Tremp: "Hauterive (Kloster)", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 29.11.2007. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/012142/2007-11-29/, konsultiert am 19.03.2024.