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St. Luzi

Kirche und ehemaliges Prämonstratenserkloster in Chur GR. Aus dem Frühmittelalter sind keine sicheren Schriftzeugnisse über die Kirche erhalten, aus welcher vor 821 die Reliquien des heiligen Luzius entführt worden waren. Um 800 scheint bei St. Luzi eine nach Klosterregeln lebende Gemeinschaft bestanden zu haben, die eine Schule für Kleriker unterhielt. Auch die churrätische Schreibschule der Karolingerzeit wird hier vermutet. Bezeugt sind dagegen 1149 Prämonstratenser, die sich kurz zuvor in St. Luzi niedergelassen haben müssen. Ihr Konvent war eine Filiale von Roggenburg (Bayern) und gehörte zur schwäbischen Ordensprovinz. Der Vorsteher erscheint zunächst als Prior, 1156 als Propst und ab 1186/1191 als Abt, obwohl das Generalkapitel das Kloster erst 1453 zur Abtei erhob. Die Reformationszeit brachte 1529 die Hinrichtung des Abtes Theodul Schlegel und die Bevogtung des Klosters durch den Gotteshausbund. 1539 wurden die Klostergüter als Erblehen an Churer Bürger ausgegeben. Der Konvent ging nach Bendern ins Exil. Dort schmolz er auf wenige Mitglieder zusammen. Die energischen Bemühungen Habsburgs um Restitution des Klosters ermöglichten 1636 die Rücksiedlung nach St. Luzi. Nach der Auflösung des Konvents 1806 liess sich 1807 eine Redemptoristen-Kongregation aus Babenhausen (Bayern) in St. Luzi nieder. Auf deren Ausweisung folgte im selben Jahr die Übergabe an das aus Meran vertriebene Priesterseminar.

Der Güterbesitz von St. Luzi war in Chur konzentriert (Häuser, Hofstätten, Wiesen, Weinberge) und erstreckte sich ferner auf das Churer Rheintal, Schanfigg und Churwaldnertal. Hinzu kamen entferntere Positionen wie Bendern oder der Meierhof in Rankweil. In Chur war dem Kloster der 1209-1347 erwähnte Frauenkonvent St. Hilarius angegliedert. Nahebei lag die gleichzeitig im Besitz von St. Luzi bezeugte Kapelle St. Antonius, mit der ein Leprosenspital verbunden war. Ein weiteres Spital zu Chur, St. Martin, war dem Kloster 1154 vom Bischof übertragen worden. Beide Pflegestätten wurden im späten 14. Jahrhundert von der Stadt übernommen. Zur Übertragung von 1154 gehörte die Kirche des aufgelösten Frauenklosters Mistail. Mit dem grössten Teil der dazugehörigen Besitzungen musste das Kloster sie 1282 gegen die bischöfliche Eigenkirche Sagogn eintauschen. 1156 betraute der Bischof einen dem Konvent von St. Luzi entnommenen Prior mit der Leitung des Kanonissenstiftes Cazis. Als Förderer traten vor allem die Herren von Belmont auf, die ihre Grabstätte im Kloster hatten.

Die Kirche St. Luzi geht auf eine Andreas-Memorie des späten 4. Jahrhunderts zurück. Vom karolingischen Dreiapsiden-Saalbau (wohl erste Hälfte 8. Jh.) hat sich nur die Ringkrypta (erste Hälfte 8. Jh.) erhalten, die zur Verehrung des Schutzpatrons bestimmt war. Die daran angrenzende Gruftkammer (sogenannte Emeritakammer) ist anscheinend jüngeren Ursprungs. Grabfunde bestätigen die überlieferte Funktion von St. Luzi als Begräbniskirche der Zacconen/Viktoriden. Der romanische Bau erlebte 1252 die Translation der Luziusreliquien, 1295 eine Neuweihe zu Ehren der heiligen Andreas, Luzius, Emerita und aller Heiligen. Nach spätgotischen Umbauten an Kirche und Kloster wurde der heutige Bauzustand 1811 durch Aufstockung hergestellt.

Quellen und Literatur

  • Kdm GR 7, 1948 (19752), 257-271
  • N. Backmund, Monasticon Praemonstratense I/1, 1949, 52-55 (21983)
  • F. Oswald et al., Vorrom. Kirchenbauten 1, 1966-71, 51 f.
Weblinks
Weitere Links
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Zitiervorschlag

Florian Hitz: "St. Luzi", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 06.01.2012. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/012129/2012-01-06/, konsultiert am 16.04.2024.