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MenzingenInstitut

Das Institut der Lehrschwestern vom Heiligen Kreuz in Menzingen entstand 1844 auf Initiative des Kapuziners Theodosius Florentini und nach dessen Konzept einer Frauenkongregation für Schule und Wohltätigkeit. 1851 wurde auf Wunsch einer Zuger Hilfsgesellschaft unter der Leitung von Maria Bernarda Heimgartner das Mutterhaus und das Lehrerinnenseminar in Menzingen errichtet. 1895-1897 erhielt das Mutterhaus seine heutige Gestalt mit Kuppelkirche.

Die grosse Leistung der Menzinger Schwestern lag in der Gründung und Führung ländlicher Gemeinde- und höherer Schulen für Mädchen sowie von sozialen Institutionen und Spitälern zuerst in der Schweiz und ab den 1880er Jahren auch im Ausland. Ab 1851 führten Lehrschwestern zahlreiche Gemeindeschulen in der Innerschweiz und im Kanton Freiburg, Kindergärten im Tessin und Kindergärten, Arbeits- und Hauswirtschaftsschulen im Kanton St. Gallen sowie die Kantonale Katholische Mädchenreal-, später Sekundarschule in der Stadt St. Gallen. Richtschnur war die «Schulorganisation» von Florentini; erste kantonale Schulgesetze und Lehrpläne lösten diese um 1880 ab.

Die im Komplex des Mutterhauses eingerichteten höheren Schulen wuchsen und mussten in Neubauten umziehen, so 1892 und 1958 das Lehrerinnenseminar, 1881 und 1932 das 1864 gegründete Töchterpensionat mit Primar-, Real- und Handelsschule. Nach 1900 ins Leben gerufen wurden Seminare für Arbeits- (1907-1998) und Hauswirtschaftslehrerinnen (1919-1998) sowie Kindergärtnerinnen (1927-1996). Ausserhalb Menzingens führten Lehrschwestern ein Lehrerinnenseminar in Bulle (1899-1989) sowie Töchterpensionate mit einem vielfältigen schulischen Angebot in Rorschach, Bellinzona, Lugano, Bulle und Sondrio (Veltlin).

Da die Universität Freiburg Frauen vorerst nicht aufnahm, gründete Menzingen für die akademische Ausbildung der Ordensschwestern zum höheren Lehramt 1904 eine private Universität, die Académie Sainte-Croix in Freiburg. Ab 1909 wurde dort ein zweisprachiges Mädchengymnasium (Lycée, ab 1978 Collège Sainte-Croix) mit schliesslich mehr als 40 Klassen geführt; 1983 übernahm der Kanton in einem neuen Haus dessen Trägerschaft.

Zu den weiteren Tätigkeiten der Menzinger Schwestern gehörten der Sozialdienst und die Krankenpflege. Menzingen führte nach 1860 sogenannte Armenanstalten, die ab Ende des 19. Jahrhunderts in Waisenhäuser, Alters- oder Bürgerheime, Lokalspitäler oder Pflegeheime umgewandelt wurden, darunter das Johanneum in Alt St. Johann für geistig behinderte Kinder. Zusammen mit den Arbeiterinnenheimen und Pensionen (Marienheime) für Schülerinnen und ledige Berufstätige unterstanden Menzingen an die 80 Häuser vor allem in der Deutschschweiz.

Menzinger Schwestern wirkten ab Ende des 19. Jahrhunderts auf dem Land in der Hauskrankenpflege. Ferner eröffneten und führten sie Privatkliniken in Zürich, Küsnacht (ZH), St. Gallen (mit Pflegerinnenschule), Genf, Orselina und das Psychiatriezentrum Meisenberg in Oberwil (ZG). In Luzern gründete Menzingen 1918 die sozial-caritative Frauenschule (Schule für Sozialarbeit).

Im Ausland (Deutschland, Italien, England) wirkten Menzinger Schwestern in Schulen und Heimen und gründeten zur Missionierung Niederlassungen in Südafrika, Chile und Indien. Die geografische Ausweitung erforderte die Schaffung von Verwaltungsbezirken (Provinzen) mit eigenen Noviziaten unter Provinzoberinnen und unter der Generalleitung in Menzingen, die 1969 nach Rorschach und 1990 ins Gebäude der Schule für Sozialarbeit in Luzern verlegt wurde. Das aus Delegierten der Provinzen bestehende Generalkapitel wählt auf sechs Jahre die Generaloberin. Die der franziskanischen Ordensgemeinschaft angehörende Kongregation Menzingen unterstand bis zur päpstlichen Approbation 1901 dem Bischof von Basel.

In der Schweiz zwang der Mangel an Nachwuchs die Kongregation ab 1970, den Unterricht sukzessive weltlichen Lehrkräften zu überantworten und die Leitung von Schulen, Heimen und Spitälern aufzugeben, sei dies durch Abtretung an den Standortkanton, durch Verkauf an Private oder Schliessung. Bis 1998 wurden die Arbeits-, Hauswirtschaftslehrerinnen- und Kindergärtnerinnenseminare in Menzingen aufgelöst, bis 2000 der Sozialdienst und der Krankenpflegebereich in der ganzen Schweiz. Das Lehrerinnenseminar in Menzingen schloss 2006 aufgrund der Anhebung der Lehrerbildung auf Fachhochschulstufe. Dagegen verzeichnen die Niederlassungen in der Dritten Welt, insbesondere in Indien, eine starke Zunahme. 1964 waren von den 3506 Menzinger Schwestern gut die Hälfte in der Schweiz tätig, 2007 nur noch ein Viertel von 2046 Schwestern.

Quellen und Literatur

  • HS VIII/2, 278-315

Zitiervorschlag

Anne-Marie Dubler: "Menzingen (Institut)", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 24.10.2008. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/012128/2008-10-24/, konsultiert am 29.03.2024.