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Ettingen

Polit. Gem. BL, Bez. Arlesheim. Ehem. Haufendorf im südl. Leimental, heute Wohngem. der Agglomeration der Stadt Basel. 1268 Ettingen. 1583 ca. 30 Häuser; 1722 78; 1815 500 Einw.; 1850 654; 1900 841; 1950 1'220; 1990 4'859; 2000 4'764. Älteste Hinweise auf eine Besiedlung des Leimentals fanden sich in E.-Büttenloch, das im Jungpaläolithikum sporadisch von Jägern aufgesucht wurde. Das Kloster Reichenau übte über E. und Therwil Twing und Bann aus, der Bf. von Basel besass das Hochgericht. Kloster und Bischof belehnten die Gf. von Thierstein. Nach deren Aussterben stritten sich Solothurn und der Bf. von Basel um den Besitz der reichenauischen Rechte, welche Solothurn vorerst erwarb und dem Bischof als Lehen übertrug (1547 kam E. zur Vogtei Birseck); erst 1669 gelang ihm die völlige Besitznahme. 1525 verburgrechtete E. sich mit Basel und trat um 1530 zur Reformation über, wurde aber ca. 1590 vom Bischof rekatholisiert. Mit Therwil bildete E. 1526-28 ein Täuferzentrum. Die Kirche mit Peter-und-Paul-Patrozinium stammt aus dem 15. und 18. Jh., der Chor von 1717. Ab 1700 bildete E. ein Vikariat der Pfarrei Therwil, zu der es bis 1802 gehörte. 1792-93 war E. Teil der Raurach. Republik, dann unter franz. Herrschaft (1793-1800 Dep. Mont-Terrible, 1800-14 Dep. Haut-Rhin), ab 1815 gehörte es zum Kt. Basel, seit 1832 zum Kt. Basel-Landschaft. Die Bevölkerung betrieb v.a. Acker- und Weinbau, daneben sind auch Handwerk, Gewerbe (Steingruben) und wenig Industrie (Schwefelhölzer, 1854 Seidenfabrik) zu verzeichnen. Mit dem im 16. Jh. erstmals erwähnten, zwischen 1795 und 1876 erfolgreich betriebenen und 1830 vergrösserten Heilbad wurde E. zum Kurort, den die Birsigtalbahn für Basel erschloss. Der Zonenplan von 1966 brachte eine intensive Bautätigkeit. Heute besitzt E. eine vorwiegend kleingewerbl.-industrielle Struktur mit einem hohen Anteil an Wegpendlern.

Quellen und Literatur

  • E. Balsiger et al., Heimatkunde E., 4 Bde., 1993-1999
  • H. Utz, Bedürftig in E., 2001
Weblinks
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GND

Zitiervorschlag

Brigitta Strub: "Ettingen", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 05.11.2004. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/001196/2004-11-05/, konsultiert am 19.03.2024.