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Cabaret

Die Entstehung des C. geht auf das 1881 von Rodolphe Salis in Paris gegründete literar. C. Le Chat Noir zurück. In die Schweiz gelangte das C. durch Emigranten aus Deutschland: 1916 gründeten Hans Arp und Hugo Ball in Zürich das Cabaret Voltaire, das zur Bühne des Dada wurde. 1933 emigrierte das von Erika Mann im selben Jahr in München mitgegründete antifaschist. C. Pfeffermühle in die Schweiz und legte den Grundstein für das erste schweiz. C. 1934-51 prägte das Cabaret Cornichon die Szene. Seine Gründer ― Otto Weissert, Walter Lesch, Emil Hegetschweiler und Alois Carigiet ― fanden später Zulauf u.a. von Max Werner Lenz, Elsie Attenhofer, Voli Geiler, Margrit Rainer, Heinrich Gretler, Zarli Carigiet und Alfred Rasser. Das Cabaret Cornichon war in erster Linie ein Unterhaltungscabaret; innenpolitisch verstand es sich als Mittel der Geistigen Landesverteidigung, in aussenpolitischer Hinsicht wandte es sich gegen den dt. Nationalsozialismus und den ital. Faschismus. Während des Krieges wurde es von den Zensurbehörden überwacht, doch betrieb es eine so rigorose Selbstzensur, dass es zu keinem offiziellen Zensurentscheid kam.

Prospekt für das Cabaret Au Coup de Soleil. Zeichnung von Géa Augsbourg (Archives cantonales vaudoises, Chavannes-près-Renens, Fonds Jean Villard-Gilles).
Prospekt für das Cabaret Au Coup de Soleil. Zeichnung von Géa Augsbourg (Archives cantonales vaudoises, Chavannes-près-Renens, Fonds Jean Villard-Gilles). […]

Die Vorkriegs- und Kriegsjahre gelten als klass. Zeit des C.s in der Schweiz. Die Nachkriegszeit brachte dann der Kleinkunst eine Fülle neuer Interpreten. Nach dem Krieg fiel das Cabaret Cornichon auseinander: Einerseits wegen gewisser Ermüdungserscheinungen beim Ensemble, anderseits weil mit der Niederlage Hitlers ein verkaufsförderndes Angriffsziel weggefallen war. Auseinandersetzungen im Ensemble führten 1949 zur Gründung des Cabaret Fédéral, das sich von der Cornichon-Gruppe trennte, die mit der polit. Linken sympathisierte. Als Mentor des C.s im franz. Sprachraum der Schweiz gilt Gilles mit seinem Au Coup de Soleil. In den 1950er und 60er Jahren profilierten sich die Basler C.s Kikeriki und Kaktus, das Luzerner Allerdings, das Zürcher Cabaret Rotstift und in Bern die Rohrspatzen. Daneben eroberten vermehrt Duos wie Margrit Rainer/Ruedi Walter, Voli Geiler/Walter Morath, César Keiser/Margrit Läubli oder die Geschwister Birkenmeier sowie Solisten wie Alfred Rasser oder Elsie Attenhofer, später Emil, Franz Hohler, Joachim Rittmeyer, Lorenz Keiser und in der Westschweiz Zouc (Isabelle von Allmen) oder Bernard Haller die Bühnen. V.a. durch die elektron. Medien bekannt geworden sind Viktor Giacobbo, das Duo Fischbach und Birgit Steinegger. Sieht man vom 1977 gegr. Cabaret della Svizzera Italiana ab, weist die ital. Schweiz keine nennenswerten C.-Aktivitäten auf.

Quellen und Literatur

  • Schweiz. C.-, Chanson- und Pantomimen-Archiv, Gwatt
  • C. Keiser, Herrl. Zeiten: 1916-1976, 1976
  • V. Kühn, Die zehnte Muse, 1993
  • B. Vogel, Fiktionskulisse, 1993
  • C. Keiser, Wer lacht, lebt länger, 2001
  • F. Gerber, «Cornichon», in Theater der Nähe, hg. von A. Kotte, 2002
Weblinks

Zitiervorschlag

Hansueli von Allmen: "Cabaret", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 15.02.2005. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/011900/2005-02-15/, konsultiert am 18.04.2024.