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St. Petersinsel

«Die Weinlese». Kolorierte Aquatinta in Sepia aus Franz Sigmund Wagners Album L'Ile de Saint-Pierre dite l'île de Rousseau, publiziert 1817 in Bern von Lory und Rheiner (Schweizerische Nationalbibliothek, Sammlung Gugelmann).
«Die Weinlese». Kolorierte Aquatinta in Sepia aus Franz Sigmund Wagners Album L'Ile de Saint-Pierre dite l'île de Rousseau, publiziert 1817 in Bern von Lory und Rheiner (Schweizerische Nationalbibliothek, Sammlung Gugelmann). […]

Halbinsel (bis zur ersten Juragewässerkorrektion Insel) im Bielersee und ehemaliges Kloster, nach 1107 gegründet, 1484 aufgehoben, in der Gemeinde Twann-Tüscherz (BE) gelegen, Diözese Lausanne, Ordensprovinz Alemannia et Lothoringia. 1107 schenkte Graf Wilhelm III. von Burgund und Mâcon (in der französischen Geschichtsschreibung Wilhelm II.) der Abtei Cluny seinen Besitz in Bellmund und auf der «Insel der Grafen». Ein erstes Priorat entstand in Bellmund, wurde dann aber auf die – später nach dem Patron des Klosters benannte – St. Petersinsel verlegt, bevor Wilhelm IV. (in der französischen Nummerierung Wilhelm III.), genannt das Kind, Sohn Wilhelms III., am 10. Februar 1127 hier bestattet wurde (er war tags zuvor in Payerne ermordet worden). Neuere archäologische Untersuchungen ergaben, dass diese Grablege in einer langen Tradition (merowingische Grablege, karolingisches Holzkloster) stand, worauf auch der Name «Insel der Grafen» hindeutet. Die Klostervogtei ging von den Grafen von Burgund vielleicht über die Zähringer im 13. Jahrhundert an die Grafen von Kyburg, in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts zeitweise an die Grafen von Nidau und schliesslich Ende 14. Jahrhundert an die Stadt Bern.

In der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts wurde das Priorat auf der St. Petersinsel ungeachtet der verschiedenen Ordenszugehörigkeit zu einer Art Dependenz der Benediktinerabtei Erlach. 1484 erfolgte die Inkorporation in das neu gegründete Kollegiatstift St. Vinzenz in Bern. Für die Prioratsgüter wurde eine eigene Schaffnerei in Nidau eingerichtet, die Insel wurde bis nach 1500 weiterhin von Erlach aus verwaltet und nach der Reformation dem Unteren Spital in Bern zugeschlagen, die Klosterkirche 1577 abgebrochen. Das Priorat hatte einen – allerdings kaum je erreichten – Sollbestand von fünf Mönchen. Dem entsprach eine relativ reiche Ausstattung mit Gütern vor allem am Südufer des Bielersees. Dazu kam das Präsentationsrecht der Kirche von Port mit der Kapelle in Bellmund. 1765 verbrachte der Philosoph Jean-Jacques Rousseau mehrere Wochen auf der St. Petersinsel. Die Insel befand sich noch zu Beginn des 21. Jahrhunderts im Besitz der Burgergemeinde Bern. Das Hotel mit Restaurant in den ehemaligen Prioratsgebäuden, die Schiffsstation und ein Naturschutzgebiet machen sie zu einem beliebten Ausflugsziel.

Quellen und Literatur

  • Helvetia Sacra III/2, 1991, 707-729
  • B. Piatti, Rousseaus Garten, 2001
  • D. Gutscher, A. Moser, St. Petersinsel, Kanton Bern22010
Weblinks
Normdateien
GND
Kurzinformationen
Variante(n)
Insel der Grafen

Zitiervorschlag

Kathrin Utz Tremp: "St. Petersinsel", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 20.05.2020. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/011870/2020-05-20/, konsultiert am 19.03.2024.