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Johann HeinrichFüssli

Porträt von Johann Heinrich Füssli. Kupferstich nach einer 1823 entstandenen Zeichnung von Jakob Lips (Schweizerische Nationalbibliothek, Bern).
Porträt von Johann Heinrich Füssli. Kupferstich nach einer 1823 entstandenen Zeichnung von Jakob Lips (Schweizerische Nationalbibliothek, Bern).

3.12.1745 Zürich, 26.12.1832 Zürich, reformiert, von Zürich. Sohn des Rudolf (->). 1) 1765 Maria Barbara Schulthess, Tochter des Heinrich, Kaufmanns, 2) 1786 Susanna Maria Magdalena Mayr, Tochter des Johann Anton, Arztes. Der auch Obmann genannte Johann Heinrich Füssli war Schüler von Johann Jakob Bodmer, Johann Jakob Breitinger und Johann Jakob Steinbrüchel; ein Studienaufenthalt in Genf (1762-1763) vertiefte den Einfluss Jean-Jacques Rousseaus, den er in Môtiers besuchte. 1763 führte eine Reise nach Rom zur Bekanntschaft mit Johann Joachim Winckelmann, der sein Verständnis der Antike prägte. Füssli nahm in Zürich an der sogenannten politischen Jugendbewegung (1762-1768) teil; von 1765 bis zu deren Verbot 1767 war er Mitherausgeber der Zeitschrift «Der Erinnerer». 1765 wurde er Mitglied der Helvetischen Gesellschaft (1773-1781 Sekretär, 1782 Präsident). In der Folge wirkte Füssli als Lehrer und Historiker, Politiker, Verleger, Literat und Redaktor. In seinen politischen Anschauungen wurde er gemässigt patriotisch. 1775-1785 war Füssli als Nachfolger Bodmers Professor für vaterländische Geschichte am Carolinum. Als Historiker arbeitete Füssli schon früh mit Quellen, unter anderem in der Untersuchung über Hans Waldmann (1780). Er stellte Johannes von Müller seine Sammlung für dessen «Schweizergeschichte» zur Verfügung.

Füssli stieg in die höchsten politischen Ämter auf: 1777 sass er im Grossen Rat von Zürich, 1785 im Kleinen Rat, 1785-1790 war er Obervogt von Erlenbach, 1790-1796 von Horgen, 1793 Geheimer Rat, 1795 Obmann gemeiner Klöster. Im Stäfnerhandel (1794-1795) nahm er eine vermittelnde Haltung ein. Während der Helvetik zählte Füssli zu den Unitariern: 1800-1801 war er Mitglied und Präsident des gesetzgebenden Rats, 1802 Senator, Kleiner Rat (Departement des Innern) und zweiter Landesstatthalter (April 1802). Das Ende der Helvetik beendete Füsslis politische Laufbahn; in Zürich, wo man ihm das Bombardement von Zürich (1802) vorwarf, konnte er jedoch das Grossratsmandat (1803-1829) behalten. Ab 1770 war Füssli Mitbesitzer des Verlags Orell, Gessner, Füssli & Co., den er mit seinen Kenntnissen und seinem Beziehungsnetz zu einem führenden, der Aufklärung verpflichteten und die Volksaufklärung miteinbeziehenden deutschsprachigen Verlag machte. Hier gab er mehrere Almanache wie das «Schweitzerische Museum» (1783-1790) und das «Neue Schweitzerische Museum» (1793-1796) heraus und hier veröffentlichte er seine Reden und Schriften. Ab 1803 war Füssli Hauptinhaber der Firma Orell Füssli & Co. 1806-1820 veröffentlichte er eine erweiterte Fassung des von seinem Vater herausgegebenen «Allgemeinen Künstlerlexikons». 1803-1821 war er als Redaktor der «Zürcher Zeitung» (ab 1821 NZZ) tätig.

Quellen und Literatur

  • ZBZ, Nachlass
  • NDB 5, 705 f.
  • Feller/Bonjour, Geschichtsschreibung 2, 452 f.
  • U. Im Hof, F.de Capitani, Die Helvet. Ges., 1983
  • R. Graber, Bürgerl. Öffentlichkeit und spätabsolutist. Staat, 1993
  • T. Bürger, Aufklärung in Zürich. Die Verlagsbuchhandlung Orell, Gessner, Füssli & Comp. in der zweiten Hälfte des 18. Jh.: Mit einer Bibl. der Verlagswerke 1761-1798, 1997
  • B. Volz-Tobler, Rebellion im Namen der Tugend, 1997
Weblinks
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Zitiervorschlag

Markus Bürgi: "Füssli, Johann Heinrich", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 19.03.2014. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/011808/2014-03-19/, konsultiert am 29.03.2024.