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FriedrichDürrenmatt

5.1.1921 Konolfingen, 14.12.1990 Neuenburg, reformiert, von Guggisberg. Sohn des Reinhold, Pfarrers in Konolfingen und ab 1935 in Bern, und der Hulda geborene Zimmermann. Enkel des Ulrich (->), Cousin des Peter (->), Neffe des Hugo (->). 1) Lotti Geissler, Schauspielerin, 2) Charlotte Kerr, Schauspielerin und Filmregisseurin.

Friedrich Dürrenmatt in den 1980er Jahren. Fotografie von Roland Schlaefli (Schweizerisches Nationalmuseum, Actualités suisses Lausanne).
Friedrich Dürrenmatt in den 1980er Jahren. Fotografie von Roland Schlaefli (Schweizerisches Nationalmuseum, Actualités suisses Lausanne).

Nach der Matura 1941 studierte Friedrich Dürrenmatt in Bern und Zürich deutsche Literatur und Philosophie, brach aber das Studium 1946 ab und entschied sich für den Schriftstellerberuf. Er lebte von 1952 bis zu seinem Tod in Neuenburg. Zunächst verdiente Dürrenmatt den Lebensunterhalt für seine Familie vor allem mit Theaterkritiken, Hörspielen und Kriminalromanen (publiziert im «Schweizerischen Beobachter»). Nachdem bereits sein erstes Stück, «Es steht geschrieben», 1947 in Zürich einen Theaterskandal provoziert hatte, gelang Dürrenmatt 1952 mit «Die Ehe des Herrn Mississippi» in Deutschland der Durchbruch als Dramatiker. «Der Besuch der alten Dame» (1956) machte ihn weltbekannt; die tragische Komödie gehört mit «Die Physiker» (1962) zu den meistgespielten deutschsprachigen Theaterstücken überhaupt. Ab Ende der 1960er Jahre häuften sich die Misserfolge Dürrenmatts mit neuen Komödien, die er zum Teil selbst inszenierte – Dürrenmatt war 1968-1969 Direktionsmitglied der Basler Theater – und er wandte sich vermehrt einer philosophisch reflektierten, teilweise autobiografischen Prosa zu, in deren Zentrum die Bände «Stoffe I-III» (1981, Neuauflage 1990 mit dem Titel «Labyrinth») und «Turmbau : Stoffe IV-IX» (1990) stehen.

Dürrenmatt wurde vielfach geehrt, unter anderem 1960 mit dem Grossen Preis der Schweizerischen Schillerstiftung, 1984 mit dem Österreichischen Staatspreis für europäische Literatur und 1986 mit dem Georg-Büchner-Preis. Seine modellhaften, grotesken Komödien stellen die Frage nach Freiheit und Schuld des Einzelnen in einer unübersichtlichen Welt anonymer Machtsysteme; immer wieder umstritten, werden sie heute zu den wichtigsten Stücken des deutschsprachigen Theaters der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts gezählt. Die das Genre innovativ in Frage stellenden Kriminalromane erzielen Millionenauflagen und gehören zum Lektürekanon der deutschsprachigen Mittelschulen. Ab den 1960er Jahren betätigte sich Dürrenmatt auch als unabhängiger zeitkritischer Kommentator, 1969-1971 war er Mitherausgeber der Wochenzeitung «SonntagsJournal». Neben der pamphletistischen Auseinandersetzung mit der Schweiz (z.B. Rede für Václav Havel, 1990) sorgte vor allem sein Engagement für den Staat Israel für Aufsehen. Dürrenmatt hat sein Leben lang auch gezeichnet und gemalt, jedoch weitgehend auf die Veröffentlichung der Bilder verzichtet. Ausgestellt wird das Bildwerk nun in Neuenburg im Centre Dürrenmatt, das im September 2000 eröffnet worden ist.

Quellen und Literatur

  • Werkausg., 38 Bde., 1980-1998
  • GW, 7 Bde., 1996
  • Centre Dürrenmatt, Neuenburg (Bildwerk, Bibliothek)
  • SLA, Nachlass und Dok.
  • Friedrich Dürrenmatt, Ausstellungskat. Neuenburg, 1985
  • L. Tantow, Friedrich Dürrenmatt, 1992
  • G.P. Knapp, Friedrich Dürrenmatt, 21993
  • Friedrich Dürrenmatt, Schriftsteller und Maler, Ausstellungskat. Bern, 1994
  • U. Weber, Sich selbst zum Stoff werden, 1999
Von der Redaktion ergänzt
  • Fischer, Michael: Rauchen in der Pulverfabrik. Friedrich Dürrenmatts politisches Denken im Kalten Krieg, 2021.
Weblinks
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Kurzinformationen
Lebensdaten ∗︎ 5.1.1921 ✝︎ 14.12.1990

Zitiervorschlag

Ulrich Weber: "Dürrenmatt, Friedrich", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 17.10.2005. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/011759/2005-10-17/, konsultiert am 29.03.2024.