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ErlachKloster

St. Johannsen

Benediktinerkloster in der Gemeinde Gals BE, Diözese Lausanne, auch St. Johannsen genannt. Zwischen 1093 und 1103 gegründet, 1528 aufgehoben. Patron: Johannes der Täufer.

St. Johannsen, die ehemalige Abtei. Aquarell von Albrecht Kauw, 1671 (Bernisches Historisches Museum) © Fotografie Stefan Rebsamen.
St. Johannsen, die ehemalige Abtei. Aquarell von Albrecht Kauw, 1671 (Bernisches Historisches Museum) © Fotografie Stefan Rebsamen. […]

Kuno von Fenis, Bischof von Lausanne, gründete die Abtei auf einer Zihlinsel aus dem Besitz des Hauses Fenis. Nach Kunos Tod führte sein Bruder Burkhard, Bischof von Basel, den Bau der Klosterkirche zu Ende. Die beiden Nachfolger Rudolf von Homburg, Bischof von Basel, und Giroldus de Faucigny, Bischof von Lausanne, erscheinen als dedicatores. Die ersten Mönche stammten aus St. Blasien im Schwarzwald. Die Vogtei ging von den Grafen von Fenis auf die Grafen von Neuenburg-Nidau über und von deren deutschem Zweig Ende 14. Jahrhundert an die Stadt Bern, welche 1474 auch die Herrschaft Erlach eroberte und 1476 definitiv an sich brachte. Das Kloster stand Mitte des 14. Jahrhunderts in Bruderschaft mit den Klostern Pfäfers, Frienisberg, Bellelay, Fontaine-André, Gottstatt und St. Petersinsel sowie im Burgrecht mit der Stadt Biel, deren Kirchensatz es 1377 erwarb. Unter den Äbten Louis de Vuillafans (1365-1390) und Johann von Neuenburg (1392-1412) wurden Kirche und Kloster im gotischen Stil fast vollständig neu erbaut. Erlach beherbergte acht bis zwölf Mönche. Die Äbte waren, vor allem in späterer Zeit, französischsprachig. Der umfangreiche Klosterbesitz erstreckte sich über das bernische Seeland, aber auch auf dem Tessenberg, im Vallon de Saint-Imier, im Neuenburgischen, in der Umgebung von Bern, im Emmental sowie in den luzernischen, solothurnischen und aargauischen Grenzgebieten war Erlach begütert. Dazu kamen die Kirchensätze von Erlach, Diesse, Grenchen, Oberbüren, Nugerol (erwähnt 1185), Walperswil (ab 1309), Biel und Ligerz (Kapelle, dann Tochterkirche von Diesse, 1417, 1434, 1483 belegt). 1528-1529 erfolgten Säkularisation und Umwandlung in eine Landvogtei mit dem heute geläufigen Namen St. Johannsen. Das Langhaus der Klosterkirche wurde niedergelegt, der Chor und das Querhaus wurden als Kornmagazin verwendet. Dieser Komplex musste 1961 wegen Einsturzgefahr abgetragen werden, der Chor wurde 1970-1971 wieder aufgebaut. Ab 1834 dienten die Gebäude des Klosters einer chemischen Fabrik, ab 1837 zusätzlich einer Ziegelei, bis sie 1883 von Bern zurückgekauft und in eine kantonale Strafanstalt umgewandelt wurden, die seit 1978 ein konkordatliches Massnahmenzentrum für männliche Erwachsene ist.

Quellen und Literatur

  • HS III/1, 658-671
  • L. Mojon, St. Johannsen, 1987
  • Kdm BE Land 2, 1998, 121-164

Zitiervorschlag

Kathrin Utz Tremp: "Erlach (Kloster)", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 15.02.2007. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/011492/2007-02-15/, konsultiert am 29.03.2024.