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Bettlach

Politische Gemeinde des Kantons Solothurn, Bezirk Lebern. Die Gemeinde erstreckt sich von der Aareebene bis auf die erste Jurakette. 1181 Betelacho, 1279 Bettelage, 1329 Betlach. 1666 338 Einwohner; 1798 376; 1850 596; 1900 935; 1910 1477; 1950 2061; 2000 4721.

Flachgrab mit Beigaben aus der jüngeren Eisenzeit. Römischer Gutshof und Einzelfunde. Die Burg auf der Schlossfluh (erstmals 1131, zuletzt 1224/1225 erwähnt; Anfang 14. Jh. verlassen) war Sitz der Herren von Grenchen. Nach deren Aussterben kam Bettlach mit Altreu zur Herrschaft Strassberg, die 1389/1393 an die Stadt Solothurn gelangte. Bis 1798 war Bettlach Teil der Vogtei Lebern (Gericht Selzach). Die 1359 erwähnte Klemenz-Kapelle wird erstmals 1436 als Kirche bezeichnet (Neubauten 1886, 1969). Den Kirchensatz hatte Bern inne (spätestens ab 1496), die pastorale Betreuung erfolgte von Grenchen aus. Das Patronat übernahm 1539 das St.-Ursen-Stift, ab 1706 bildete Bettlach eine eigene Pfarrei. Die reformierte Kirchgemeinde Grenchen-Bettlach wurde 1895 gegründet, seit 1953 besteht ein eigenes Pfarramt.

Ackerbau in Dreizelgenwirtschaft dominierte die Wirtschaftsstruktur Bettlachs, daneben Wald- und Berglandwirtschaft (drei Bergweiden; 1742 erste Käserei). Im 18. Jahrhundert nahmen die Konflikte zwischen den politisch privilegierten Voll- und Halbbauern einerseits und der wachsenden Zahl von Taunern andererseits zu. Ein obrigkeitlicher Steuerungsversuch führte zum Dorfbrief von 1752 (Nachtrag 1764). Gleichzeitig bildete die Gemeinweidigkeit den Grund häufiger Streitigkeiten mit den Nachbargemeinden. 1839 erfolgte die Allmendaufteilung. Die Wasserkraft des Dorfbachs ermöglichte wohl seit dem 16. Jahrhundert den Betrieb von zwei Sägewerken. Im 18. Jahrhundert erwähnen Dorfrechnungen kleine Uhrwerkstätten. Die Entwicklung zur Industriegemeinde erfolgte durch die Verbreitung der Uhrenindustrie am Ende des 19. Jahrhunderts sprunghaft. Unter Grenchner Einfluss wurden ab 1890 erste Fabriken gegründet. Der Übergang von der Fabrikation von Uhrenbestandteilen zu Fertiguhren steigerte den Bedarf an Arbeitskräften und führte unter anderem zum Bau von fabrikeigenen Wohnhäusern (1908) für die stark angewachsene Arbeiterbevölkerung. Günstig auf die industrielle und demografische Entwicklung wirkte sich der frühe Bahnanschluss (1857) an der Linie Herzogenbuchsee-Biel (BE) aus, ein eigener Bahnhof wurde 1906 errichtet. In der Hochkonjunktur der 1950er und 1960er Jahre entstanden neue Wohnquartiere und Bettlach wurde allmählich zur Agglomerationsgemeinde von Grenchen. 1974 erhielt die Gemeinde ein neues Schulhaus (1840 erstes Schulgebäude). Die grosse Krisenanfälligkeit (industrielle Monokultur), die sich schon 1895 und 1914 (Streiks) gezeigt hatte, bestätigte sich auch in der Rezession von 1973: Der grösste Arbeitgeber Ebauches entliess die Hälfte seiner 850 Mitarbeiter. Durch die Verlagerung der Produktion auf Quarzuhren und Messtechnik sowie spezialisierte Fertigungen (z.B. Firma Mathys, die chirurgische Implantate herstellt) konnte aber der Anteil der Erwerbstätigen im 2. Sektor (1990 71%) hoch gehalten werden.

Quellen und Literatur

  • E. Leimer, Bettlach, 1981
  • R.M. Kully, Solothurn. Ortsnamen, 2003, 196-199.
Weblinks
Normdateien
GND

Zitiervorschlag

Urs Zurschmiede: "Bettlach", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 30.06.2004. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/001145/2004-06-30/, konsultiert am 28.03.2024.