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Zinngiesserei

Die Zinngiesserei ist ein metallverarbeitendes Handwerk. Seit der Bronzezeit wurde Zinn in die Schweiz importiert und für den Metallguss sowie für Keramikgefässe mit Zinneinlagen verwendet. Zunächst stammte das Zinn aus England, im 12. Jahrhundert wurden Vorkommen im Erzgebirge entdeckt. In der Folge entwickelte sich die Zinnverarbeitung zunächst in Deutschland, dann auch in der Schweiz. Vom 14. Jahrhundert an sind Zinngiesser in den Schweizer Städten im Umfeld der Zünfte belegt, oft in enger Verbindung mit den Goldschmieden (Gold- und Silberschmiedekunst). Zinngusserzeugnisse sind wie Goldschmiedearbeiten mit einem Orts- und einem Meisterzeichen gestempelt. Hergestellt wurden hauptsächlich Weinkannen, Teller, Platten und Schüsseln für Zunft- und Ratsstuben oder für den Haushalt adliger, später gehobener bürgerlichen Familien. Als früheste erhaltene Beispiele gelten die in der 1356 zerstörten Burg Homberg ausgegrabenen Kannen, Schüsseln und Tellerchen, die sich heute im Museum Aargau auf der Lenzburg befinden, sowie drei Kannen aus dem Basler Münsterschatz. Typisch für die Schweiz sind die grossen Ratskannen des 15. und 16. Jahrhunderts. Einzelne Formen von Weinkannen sind für bestimmte Regionen charakteristisch, wie die Glockenkanne in der Nord- und Ostschweiz, die Prismenkanne in der Nord-, Ost- und Zentralschweiz sowie Graubünden, die Stize im ganzen deutschsprachigen Raum, die balusterförmige Bauchkanne, die als Walliser- oder Waadtländerkanne bekannt ist, oder die Stegkanne im ehemaligen Berner Hoheitsgebiet vom Genfersee bis in den Aargau. Viele dieser Kannen sowie Geschirr werden auch zu Beginn des 21. Jahrhunderts noch hergestellt, obgleich der Gebrauch von Zinn in den Haushaltungen infolge des Siegeszugs der Keramik im Laufe des 19. Jahrhunderts zurückgegangen ist.

Quellen und Literatur

  • H. Schneider, Zinn 1, 1970; 3, 1983
Weblinks

Zitiervorschlag

Hanspeter Lanz: "Zinngiesserei", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 26.02.2014. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/011177/2014-02-26/, konsultiert am 29.03.2024.