Der Begriff Buchmalerei bezeichnet die malerische Ausstattung von Büchern (Buch) und Handschriften, die von ornamentalen Elementen wie Initialen oder Randleisten bis zur figürlichen Miniaturmalerei reicht. Die Geschichte der schweizerischen Buchmalerei ist nicht geschrieben und sie ist auch nicht geografisch zu fassen. Buchmalerei erfüllte oft kirchliche Aufgaben, wobei die Zentren ausserhalb der heutigen Landesgrenzen lagen (Erzdiözesen Mainz, Besançon, Vienne und Mailand). Verfolgte sie profane Ziele, so kam ihr nationale oder internationale Bedeutung zu wie der Manessischen Handschrift und den Bilderchroniken.
Zwischen der Buchmalerei und den weitaus reicheren Beständen der Wandmalerei (Malerei), die ebenfalls nicht übersichtsmässig erfasst ist, lassen sich Parallelen feststellen. Viele Maler scheinen in beiden Gattungen tätig gewesen zu sein, und Werke wie die romanische Bilderdecke von Zillis oder die Ausmalung von Zürcher Bürgerhäusern können nur mit Hilfe der Buchmalerei erklärt werden. Während die Bildtafeln von Zillis in die Lombardei weisen, ist Zürichs Referenz die Manessische Handschrift. Die kenntnisreiche und detaillierte Darstellung der Evangelisten als Schreiber durch den Waltensburger Meister in der Kirche St. Georg bei Rhäzüns lässt ausserdem Kenntnisse der Praxis eines Schreiberateliers vermuten.
Die Schweizer Zentren der klösterlichen und kirchlichen Buchmalerei waren die Skriptorien von Einsiedeln (Ezechiel-Kommentar Gregors des Grossen aus dem 10. Jh. und «Riesenbibel» um 1100, Stiftsbibliothek Einsiedeln), Engelberg (zur Zeit der Äbte Frowin und Berchtold im 12. Jh.), Genf (Missale von Bonivard Mitte 15. Jh., Bibliothèque de Genève), Muri (Psalterien um 1100), Pfäfers («Liber viventium» erstes Viertel des 9. Jh. und «Liber aureus», Stiftsarchiv St. Gallen), St. Gallen («Folchart-Psalter» zwischen 872 und 883 sowie «Goldener Psalter» um 900, Stiftsbibliothek St. Gallen, Gebetsbuch des Abtes Ulrich Rösch, illustriert 1472, Stiftsbibliothek Einsiedeln), St. Katharinental (Graduale um 1310) und Schaffhausen (Vision des Jesaia aus dem 11. Jh., Stadtbibliothek Schaffhausen). Zur schweizerischen Buchmalerei zählen auch im grenznahen Ausland geschaffene Handschriften wie der um 900 auf der Reichenau entstandene «Berner Prudentius» (Burgerbibliothek Bern) oder der elsässische «Hortus Deliciarum» (1176/1196, nur in Kopien erhalten), ein Kompendium der damals bekannten Texte und Bilder und Werk Herrads von Landsberg, Äbtissin im Odilienkloster Hohenburg. Die karolingische Bibel der Abtei Moutier-Grandval wurde um 840 in Tours geschrieben und gemalt, lag danach im Kloster Moutier-Grandval und befindet sich heute in der British Library in London.
Im 15.-16. Jahrhundert war das Elsass für die schweizerische Buchmalerei von ausschlaggebender Bedeutung. Die Familie Schilling aus Hagenau zeichnete verantwortlich für die Bilderchroniken, deren Höhepunkt die «Luzerner Chronik» (1511-1513) von Diebold Schilling dem Jüngeren darstellte. Wie die «Luzerner Chronik» entstanden auch die grossen Bilderchroniken von Bern (1470) und Bremgarten (AG, 1514-1515) parallel zur Einführung des Buchdrucks in der Schweiz. Buchdruck und Buchillustration liessen die Buchmalerei in den Hintergrund treten, wobei gerade das 16. Jahrhundert und die darauf folgenden Jahrhunderte bedeutende Werke der Buchmalerei hervorgebracht haben. Im 20. Jahrhundert fand mit der St. Galler «Waldhandschrift» (Stiftsbibliothek St. Gallen) ein Wiederbelebungsversuch statt. Ausserdem finden sich in der Schweiz bedeutende Werke nichtschweizerischer Provenienz wie die illustrierten irischen Handschriften des 8. Jahrhunderts in der Stiftsbibliothek St. Gallen oder bedeutende Werke in Handschriftensammlungen öffentlicher und privater Bibliotheken (u.a. Bibliotheca Bodmeriana in Cologny, Bibliothèque de Genève, Burgerbibliothek Bern, Zentralbibliothek Zürich) sowie in Privatsammlungen.