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Casino

Das alte Berner Casino mit Promenade. Farblithografie von Franz Niklaus König, 1821 (Kunstmuseum Bern, Depositum der Gottfried Keller-Stiftung).
Das alte Berner Casino mit Promenade. Farblithografie von Franz Niklaus König, 1821 (Kunstmuseum Bern, Depositum der Gottfried Keller-Stiftung). […]

Das Casino, welches seinen Namen vom Lusthaus des italienischen Fürstengartens des 16.-18. Jahrhunderts hat, ist ein in der bürgerlichen Epoche nach 1800 aufgekommener Ort städtischer Geselligkeit. Ins Leben gerufen wurde es vorab von den im frühen 19. Jahrhundert gegründeten politischen, kaufmännischen, wissenschaftlichen, literarischen und musikalischen Vereinen, welche auch als Bauherren auftraten. Der Begriff Casino bezeichnet in der Schweiz weder reine Spielbanken (Glücksspiele) – das Spielbankenverbot ist 1993 aufgehoben worden – noch Offiziers-Casinos, noch Bordelle wie in der italienischen Umgangssprache. Verwandte Orte der Soziabilität sind der Fest- und Theatersaal des Dorfwirtshauses, das Stadttheater (Theater), die Tonhalle und der Kursaal touristischer Orte, im 20. Jahrhundert zudem das Kino, das Kongresshaus, das Volkshaus, das Gemeinde-, Quartier-, Pfarrei-, Freizeit- und Jugendzentrum. Charakteristisch für die Innenorganisation des Casinos sind das Foyer, ein grosser Saal für Musik, Tanz oder Theater, daneben kleinere Räume sowie Restaurants. Dem Verwendungszweck entspricht eine je Epoche typische Baugattung: Die ältesten Casinos sind klassizistische Kleinbauten mit kubischem Baukörper, Portikus, Pilastern und Giebel, so in Zürich (1806), Bern (1821), Basel (Sommercasino 1824, Stadtcasino 1826), Lausanne (1824), Aarau (1831), La Chaux-de-Fonds (1835), Herisau (1837), Baden (1843) und Bellinzona (1850). Zum Casino-Typus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gehören die mit Risaliten, Kuppeln und kolossalen Wandsäulenordnungen reich instrumentierten Grossbauten in Bern (1866), Baden (1872), Luzern (1882), Genf (1884), Lugano (1896) und Interlaken (1898). Um 1900 ging der pompöse Neubarock in den entspannteren Jugendstil über, wie in Zürich (Corso 1899), Locarno (1902), Bern (1906), Lausanne (1908), Vevey (1908) und Zug (1911). Nach dem Ersten Weltkrieg wurde das Casino durch die oben genannten ähnlichen Begegnungsorte und Unterhaltungsstätten verdrängt. Als vorläufig letzte Casinos entstanden Ersatzbauten an der Stelle älterer Gebäude in Basel (1938) und Lugano (1958) sowie ein Neubau in Zürich (Zürichhorn 1965).

Quellen und Literatur

  • O. Birkner, Bauen + Wohnen in der Schweiz 1850-1920, 1975, 133-138
  • INSA
  • Vivre et imaginer la ville, XVIIIe-XIXe siècles, hg. von F. Walter, 1988, v.a. 83-95
Weblinks

Zitiervorschlag

Bruno Carl: "Casino", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 15.02.2005. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/011003/2005-02-15/, konsultiert am 28.03.2024.