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Löwenburg

Archäologischer Fundort und Burg in der politischen Gemeinde Pleigne, JU, auf einem Höhenzug südlich des Lützeltals gelegen. Vor 75'000 bis 65'000 Jahren nutzten Neandertaler in der Nähe der Löwenburg eine Fundstätte von in Kalkgestein eingelagerten Silexknollen und -plättchen (aus der Stufe des Oberen Jura im Mesozoikum). Die sorgfältig gearbeiteten Werkzeuge aus dem Moustérien, vorwiegend Schaber, wurden durch Schläge nach der sogenannten Levallois-Technik gefertigt. Die gefundene Werkstätte ist nach jener von Alle die wichtigste der Schweiz. Da die Stratifikation nicht zu eruieren ist und Umschichtungen des Gesteinsmaterials erfolgten, bleibt unbestimmt, ob Neandertalergruppen den Lagerplatz ein oder mehrere Male benutzt haben. Mindestens zwei weitere Werkstätten aus dem Spätpaläolithikum (zwischen 9000 und 8000 v.Chr.) werden dem Homo sapiens zugeschrieben. Die Funde bestehen vor allem aus zugespitzten Lamellen, Klingen mit Rücken, Sticheln, Kratzern und Bohrern; Abschläge und Kerne sind etwa gleich zahlreich. Die Fundstelle wurde während des Mesolithikums und des Neolithikums, vor allem um 4000 v.Chr., in nicht sehr tief liegenden Minenstollen ausgebeutet. Das gewonnene Steinmaterial wurde vor allem in die Seeufersiedlungen am Jurasüdfuss exportiert.

Die Burg Löwenburg (1959-1967 Ausgrabung der Ruine) geht auf das 10. Jahrhundert zurück. Sie wurde durch das Sundgauer Geschlecht der Löwenberg erbaut, die ab 1200 einen Löwen im Wappen führten. Mitte des 13. Jahrhunderts von den Grafen von Pfirt erworben, gelangte die Löwenburg im 14. Jahrhundert an die Habsburger, danach an die Basler Familie Münch und 1526 an die Abtei Lützel. Die Mönche vernachlässigten die Burg, bauten aber den im Burgbereich liegenden Gutsbetrieb aus und befestigten ihn. Abt Beat Bapst (1583-1597) liess Wohn- und Verwaltungsgebäude, einen Eingangsturm, eine spätgotische Kapelle mit fünfseitiger Apsis und eine Ringmauer errichten. Während des Dreissigjährigen Kriegs diente die Löwenburg als Zufluchtsort für die Mönche aus Lützel. Im 18. Jahrhundert wurde die Hofanlage um ein Pächterhaus, ein Gästehaus und eine Käserei (heute Museum) erweitert. Nach der Französischen Revolution gelangte sie in privaten Besitz. Seit 1956 gehört sie der Basler Christoph-Merian-Stiftung, die sie restaurieren liess und eine bedeutende Rinderzucht einrichtete.

Quellen und Literatur

  • A. Chèvre, «Löwenbourg», in Actes SJE, 1965-66, 283-340
  • W. Meyer, Die Löwenburg im Berner Jura, 1968
  • E. Maurer, W. Meyer, Die Löwenburg, JU, 1970 (21989)
  • E. und R. Jagher, «Les gisements paléolithiques de la Löwenbourg, commune de Pleigne», in ArS 10, 1987, 43-52
  • J. Affolter, Provenance des silex préhistoriques du Jura et des régions limitrophes, 2 Bde., 2002

Zitiervorschlag

François Schifferdecker: "Löwenburg", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 31.03.2009, übersetzt aus dem Französischen. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/010957/2009-03-31/, konsultiert am 19.03.2024.