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JohannesStumpf

23.4.1500 Bruchsal (Baden, D), 1577/1578 Zürich, aus dem Hochstift Speyer, ab 1548 von Zürich. Sohn des Hans, Gerbers und Schultheissen, und der Margaretha Zwyr. 1) 1529 Regula Brennwald, Tochter des Heinrich Brennwald, 2) 1562 Barbara Ruf, Schwester des Jakob Ruf, 3) 1572 Agnes Edlibach, Tochter des Gerold Edlibach. Schwager von Hans Edlibach, Jakob Edlibach und Ludwig Edlibach. Schulen in Bruchsal, Landau (Pfalz), Durlach (Baden) und Strassburg, 1519 Studium in Heidelberg. 1520 im Dienst des bischöflichen Notars in Speyer, Bekanntschaft mit Johann von Hattstein und Eintritt in den Johanniterorden, 1521 Johanniterkolleg in Freiburg im Breisgau, 1522 Priesterweihe in Basel sowie Prior und Leutpriester der Kommende Bubikon. Dort trat Johannes Stumpf, der bereits früher mit der reformatorischen Lehre in Kontakt gekommen war, 1528 zur Reformation über. Er wurde zum Mitstreiter Huldrych Zwinglis und bekämpfte mit Konrad Schmid die sich ausbreitende Täuferbewegung im Zürcher Oberland. 1528 begleitete er Zwingli an die Berner Disputation und wurde 1532 Dekan des oberen Wetzikoner Kapitels. 1543 wechselte er als Pfarrer nach Stammheim und wurde 1548 Dekan des Kapitels Stein am Rhein. 1561 suchte er aus gesundheitlichen Gründen um seine Entlassung nach und zog 1562 nach Zürich.

Manuskript zu Gemeiner loblicher Eydgnoschafft Stetten, Landen und Völckeren Chronick wirdiger Thaaten beschreybung, um 1545 (Zentralbibliothek Zürich, Ms. P 129, Fol. 251v und 252r).
Manuskript zu Gemeiner loblicher Eydgnoschafft Stetten, Landen und Völckeren Chronick wirdiger Thaaten beschreybung, um 1545 (Zentralbibliothek Zürich, Ms. P 129, Fol. 251v und 252r). […]
Druckausgabe der beiden Manuskriptseiten von Gemeiner loblicher Eydgnoschafft Stetten [...], Band 2, Zürich, 1548, Fol. 264v und 265r (Zentralbibliothek Zürich).
Druckausgabe der beiden Manuskriptseiten von Gemeiner loblicher Eydgnoschafft Stetten [...], Band 2, Zürich, 1548, Fol. 264v und 265r (Zentralbibliothek Zürich).

Als Geschichtsschreiber kopierte Johannes Stumpf Heinrich Brennwalds Schweizerchronik und führte das Werk, heute als Reformationschronik bekannt, bis in seine eigene Zeit fort. 1547-1548 erschien als sein Hauptwerk eine historisch-topografische Landesbeschreibung der Schweiz unter dem Titel «Gemeiner loblicher Eydgnoschafft [...] beschreybung», das in enger Zusammenarbeit mit Gelehrten wie Heinrich Bullinger, Vadian und Aegidius Tschudi sowie aufgrund eigener Archivreisen («Reisebericht von 1544») entstanden war. Die Schrift, die am Übergang vom alemannischen Dialekt zur neuhochdeutschen Schriftsprache steht, schildert mit antihabsburgischer Tendenz die Geschichte der Schweiz von den Helvetiern bis zur Reformationszeit und wurde deshalb von Kaiser Karl V. verboten. 1554 publizierte Stumpf eine gekürzte und modifizierte Fassung als «Schwytzer Chronica», ebenso wurde 1548 eine Auswahl der dem Werk beigegebenen Karten als erster Atlas der Schweiz separat unter dem Titel «Landtafeln» veröffentlicht. Weitere Werke Stumpfs widmen sich dem Jüngsten Tag (1563) sowie der Geschichte des Konstanzer Konzils (1541) und Heinrichs IV. (1556). Daneben sammelte Johannes Stumpf Material zur Geschichte des Abendmahlsstreits und übersetzte eine Schrift Ludwig Lavaters zu diesem Thema.

Quellen und Literatur

  • «Reisebericht von 1544», in QSG 6, 1884
  • Johannes Stumpfs Schweizer- und Reformationschronik, hg. von E. Gagliardi et al., 2 Bde., 1952-55
  • Beschreibung des Abendmahlsstreites, hg. von F. Büsser, 1960
  • StAZH
  • ZBZ
  • A. Bonomo, Johannes Stumpf, der Reformator und Geschichtsschreiber, 1923
  • H. Müller, Der Geschichtsschreiber Johannes Stumpf, 1945
  • C. Santschi, «Stumpf et l'historiographie valaisanne», in Vallesia 24, 1969, 153-210
  • Feller/Bonjour, Geschichtsschreibung 1, 144-153
Weblinks
Normdateien
GND
VIAF

Zitiervorschlag

Christian Moser: "Stumpf, Johannes", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 20.07.2012. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/010869/2012-07-20/, konsultiert am 28.03.2024.