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Hombrechtikon

Politische Gemeinde des Kantons Zürich, Bezirk Meilen, am Übergang vom Zürichsee ins Zürcher Oberland. Die stark gekammerte Topografie verhinderte die Entwicklung eines einzigen Dorfkerns. Der Name (um 1200 Humbrechtigkon, 1217 Hunbrechticon) bezieht sich auf die Gesamtheit der Weiler und die zahlreichen Einzelhöfe (97 Siedlungen), darunter Lützelsee (745 Lucikinse) und Feldbach (873 Velepach). 1634 617 Einwohner; 1772 1501; 1850 2649; 1900 2292; 1950 3079; 1980 6001; 2000 7246.

Siedlungsspuren der Pfyner Kultur bei Feldbach sowie römerzeitliche Funde im Bereich des Zürichseeufers. Im 8. Jahrhundert ist Grundbesitz des Klosters St. Gallen belegt, im Hoch- und Spätmittelalter auch solcher von Einsiedeln. Mit der Herrschaft Grüningen gelangte Hombrechtikon 1273 als St. Galler Lehen an Habsburg, 1374 als Pfand an die Gessler und 1408 an Zürich. 1450 wurde eine Anzahl von Höfen der Obervogtei Stäfa zugeordnet. 1798 kam Hombrechtikon zum helvetischen Distrikt Meilen, 1803 zum Mediationsbezirk Horgen, 1814 zum Oberamt bzw. 1831 zum Bezirk Meilen. Hombrechtikon gehörte ursprünglich zur Einsiedler Pfarrei Ufenau. Eine romanische St. Niklauskapelle ist 1308 erwähnt, 1369 ein Pfarrer. 1492-1495 wurden fünf zuvor nach Dürnten kirchgenössige Höfe nach Hombrechtikon umgepfarrt. In der Reformationszeit erfolgte die vollständige Ablösung von der Ufenau. Der Turm der spätgotischen Kirche von 1513-1524 wurde 1758-1759 im bestehenden Bau, einem Spätwerk von Jakob Grubenmann, weiterverwendet.

Die herkömmliche bäuerliche Wirtschaft veränderte sich im ausgehenden 17. Jahrhundert mit der frühindustriellen Textilverarbeitung. Aus dieser Zeit stammen mehrere qualitätvolle Häuser, unter anderem in Lutikon, Lützelsee und Feldbach. 1787 war rund ein Viertel der Ansässigen in der Heimindustrie tätig (80 Webstühle, 339 Spinner). In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts siedelte sich am Tobelbach (Ausfluss des Lützelsees) eine Reihe von Baumwoll- und Seidenspinnereien an. Ihre Blüte bewirkte eine Bevölkerungszunahme bis um 1870. Infolge der Krisenjahre gehörte 1901 nur noch ein Unternehmen dem Textilbereich an. Die Randlage von Hombrechtikon prägte die verkehrsmässige Erschliessung: Im Mittelalter lag das Schwergewicht am See, mit dem Fahr in Schirmensee (Verbindung zur Ufenau und nach Zürich) und der alten Landstrasse Zürich-Rapperswil (SG). Auch die jüngere Seestrasse (1834-47) berührte nur den Ortsteil Feldbach. Eine Verbindung des Industrieortes Rüti (ZH) über Hombrechtikon an den Zürichsee wurde 1833-1852 gebaut, 1894 die Bahnlinie Zürich-Meilen-Rapperswil (Bahnhof Feldbach) eröffnet. 1901-1948 bestand die Uerikon-Bauma-Bahn (Bahnhof Hombrechtikon). Die Erwerbsstruktur veränderte sich kontinuierlich auf Kosten des 1. Sektors. Mit steigender Zahl der Wegpendler wurde Hombrechtikon zusehends zur Wohngemeinde.

Quellen und Literatur

  • H. Bühler, Gesch. der Kirchgem. Hombrechtikon, 1938
  • M.-A. Lutz, Aus der Dorf- und Kirchengesch. Hombrechtikon, 1999
Von der Redaktion ergänzt
Weblinks
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GND

Zitiervorschlag

Christine Barraud Wiener: "Hombrechtikon", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 21.03.2016. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/000108/2016-03-21/, konsultiert am 29.03.2024.