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JohannesOekolampad

Porträt von Johannes Oekolampad, 1550. Öl und Tempera auf Lindenholz von Hans Asper (Kunstmuseum Basel; Fotografie Martin Bühler).
Porträt von Johannes Oekolampad, 1550. Öl und Tempera auf Lindenholz von Hans Asper (Kunstmuseum Basel; Fotografie Martin Bühler).

1482 Weinsberg bei Heilbronn, 23.11.1531 Basel, von Weinsberg. Sohn des Johannes Huszgen, eines vermögenden Weinsberger Bürgers, und der Anna Pfister, von Basel. 1528 Wibrandis Rosenblatt. Der ursprüngliche Familienname Huszgen wurde schon früh von Freunden im Sinne von Hausschein gedeutet und zu Icolampadius bzw. Oecolampadius gräzisiert. Nach dem Besuch der Lateinschule in Heilbronn absolvierte Johannes Oekolampad 1499-1503 ein humanistisches Studium in Heidelberg, studierte 1503 Jurisprudenz in Bologna und anschliessend Theologie in Heidelberg. 1506-1508 wirkte er als Erzieher am Hof des pfälzischen Kurfürsten Ludwig V. in Mainz. 1510-1518 war er als Prediger in Weinsberg tätig, was die Priesterweihe voraussetzt. Oekolampad liess sich wiederholt beurlauben, um sich in Tübingen, Heidelberg und Basel dem Studium des Griechischen, Hebräischen und der Theologie zu widmen. Dem Kreis der oberrheinischen Humanisten angehörend, arbeitete er 1516 auf Einladung von Johannes Froben an Erasmus von Rotterdams kritischer Ausgabe des Neuen Testaments mit. Er erwarb sich Verdienste in der Hebraistik, Gräzistik (griechische Grammatik, 1518) und Patristik (zahlreiche Übersetzungen der griechischen Kirchenväter). 1518 promovierte Oekolampad an der Universität Basel zum Doktor der Theologie. Nach kurzem Intermezzo als Generalbevollmächtigter des Basler Bischofs in Beichtangelegenheiten wechselte er im gleichen Jahr auf die angesehene Stelle des Dompredigers nach Augsburg. Hier wurde Oekolampad in die beginnenden kirchlichen Auseinandersetzungen um Martin Luther hineingezogen. Trotz grundsätzlicher Sympathien für Luther vermied Oekolampad den Bruch mit der Kirche. 1520 zog er sich überraschend ins Birgittenkloster Altomünster in der Nähe von Augsburg zurück, wo er ein stilles Gelehrtenleben zu führen hoffte. Hier setzte er sich literarisch mit der traditionellen Kirche auseinander und publizierte unter anderem 1521 eine Schrift über die Beichte, in der er sich zu Luther bekannte. Aufgrund seiner Anschauungen musste er das Kloster 1522 verlassen. Nach seiner Hinwendung zur Reformation kam Oekolampad im selben Jahr nach Basel und avancierte zum theologischen Anführer der noch jungen kirchlichen Reformpartei. 1523 wurde ihm vom Rat eine der beiden theologischen Professuren der Universität übertragen, 1525 das Pfarramt an der Kirche St. Martin.

Von Anbeginn an entfaltete Oekolampad in Basel eine umfangreiche Vorlesungs- und Predigttätigkeit, die ihm als Ausleger der Heiligen Schrift weit über Basel hinaus Ansehen verschaffte. In öffentlichen Vorlesungen sowie in Predigtreihen legte er bis zu seinem Tod weite Teile des Alten und des Neuen Testaments aus. Die meisten seiner Kommentare erschienen auch im Druck und machten ihn so zu einem der bedeutendsten evangelischen Exegeten der frühen Reformationszeit. Auch als Kontroverstheologe tat sich Oekolampad hervor, etwa im Abendmahlsstreit mit den Wittenberger Theologen. Er vertrat eine streng symbolische Auffassung und verfasste als enger Weggefährte Huldrych Zwinglis mehrere Schriften gegen Luther. Auf der Badener Disputation 1526 war er ein profilierter Gegner von Johannes Eck, der die katholische Partei anführte. Die Tagsatzung verurteilte schliesslich die reformatorische Lehre, doch blieb der Beschluss in Basel ohne Wirkung, weil die Stadt lange Zeit eine klare Entscheidung in der Religionsfrage zu vermeiden suchte. 1529 wurde mit der Reformationsordnung, an deren Zustandekommen Oekolampad entscheidenden Anteil hatte, die Reformation offiziell eingeführt. Zusammen mit dem Strassburger Martin Bucer wirkte Oekolampad auch an der Abfassung mehrerer süddeutscher reformierter Kirchenordnungen mit. Von 1529 bis zu seinem Tod hatte er das Amt des ersten Antistes der reformierten Kirche von Stadt und Landschaft Basel inne. Johannes Oekolampads hohe sittlichen, vor allem aber ekklesiologischen Ideale, die auf eine stärkere Trennung von Kirche und Staat hinausliefen, liessen sich kaum verwirklichen, beeinflussten jedoch Johannes Calvin.

Quellen und Literatur

  • Briefe und Akten zum Leben Oekolampads, 2 Bde., hg. von E. Staehelin, 1927-34 (Neudr. 1971)
  • E. Staehelin, Oekolampad-Bibl., 1918 (21963)
  • E. Staehelin, Das theol. Lebenswerk Johannes Oekolampads, 1939, (Neudr. 1971)
  • TRE 25, 29-36
  • O. Kuhr, "Die Macht des Bannes und der Busse", 1999
Weblinks
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VIAF

Zitiervorschlag

Olaf Kuhr: "Oekolampad, Johannes", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 14.09.2010. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/010779/2010-09-14/, konsultiert am 19.03.2024.