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NiklausManuel

Hexe mit dem Schädel Manuels. Federzeichnung mit Weisshöhungen auf ockergelb grundiertem Papier, um 1513 (Kunstmuseum Basel, Kupferstichkabinett; Fotografie Martin Bühler).
Hexe mit dem Schädel Manuels. Federzeichnung mit Weisshöhungen auf ockergelb grundiertem Papier, um 1513 (Kunstmuseum Basel, Kupferstichkabinett; Fotografie Martin Bühler). […]

um 1484 wohl in Bern, 28.4.1530, von Bern. Sohn der Margaretha Fricker und vermutlich des Emanuel Alleman, Apothekers. Enkel des Thüring Fricker. Katharina Frisching, Tochter des Hans und der Anna Fränkli, wohl aus der Familie des Hans Fränkli. Erstmals 1509 bezeugt als «Niclaus Allemann». Ab 1512 Mitglied des Rats der Zweihundert in Bern. 1513 erste Erwähnung als Maler, unter anderem des Berner Juliusbanners. 1514 Erwerb des Hauses an der Gerechtigkeitsgasse, das er bis zum Tode bewohnte. Das Nebeneinander von Kunst und Politik kennzeichnet lange die Laufbahn Manuels. Die formale Entwicklung des Monogramms «NMD», meist mit Dolch, ab 1515 mit Schleife, markiert die zeitliche Abfolge der bildnerischen Arbeiten, wobei das «D» vermutlich «Degen» oder «Deutsch» (Allemann) bedeutet. Das vielseitige bildnerische Œuvre umfasst Zeichnungen, Scheibenrisse, Glasscheiben (1508-1529), Leinwandgemälde (1513/1514-1517/1518), Altartafeln, kleine Bildtafeln und Bildnisse (um 1514-1520), Wandgemälde (um 1516-1519) sowie Holzschnitte (1518). Künstlerisch steht Manuel Basel und dem Oberrhein nahe.

Als Schlüsselwerk gelten die Bilder und Texte zum «Totentanz» an der Friedhofmauer des Dominikanerklosters Bern (1516-1519). Schon nach der Niederlage bei Marignano und während der Arbeit am «Totentanz» reifte die Kritik Manuels an den Missständen des Söldnerwesens und am Zerfall der kirchlichen und gesellschaftlichen Moral zu einer die Reformation ankündigenden Haltung, die zum Beispiel in den verschiedenen Holzschnitten von der mutwilligen «Törichten Jungfrau» und der eitlen «Klugen Jungfrau» Ausdruck fand. Die Plünderung von Novara und die Niederlage der Eidgenossen in der Schlacht von Bicocca, die Manuel 1522 als Reisläufer mitgemacht hatte, dürften ihn in seinen Überzeugungen weiter bestärkt haben; er verfasste in der Folge die wahrscheinlich erst im Februar 1523 aufgeführten Fasnachtsspiele «Vom Papst und seiner Priesterschaft» und «Von Papsts und Christi Gegensatz», in denen er sich als Vorkämpfer der Reformation zu erkennen gab. 1523-1528 amtierte er als Landvogt in Erlach, 1528-1530 war er Venner zu Gerbern und Mitglied des Kleinen Rates. Als Anhänger Huldrych Zwinglis spielte der Maler 1528 bei der Organisation des Bildersturms, den er schon ein Jahr zuvor in dem Scheibenriss «König Josias lässt die Götzenbilder zerstören» propagiert hatte, eine führende Rolle. Ab 1528 vertrat Manuel in zahlreichen Missionen die vermittelnde Stellung Berns in den eidgenössischen Glaubenskämpfen. Seine Werke befinden sich heute unter anderem in den Kunstmuseen Basel und Bern, im Bernischen Historischen Museum, im Berner Münster sowie in bernischen Landkirchen.

Quellen und Literatur

  • Werke und Briefe, hg. von P. Zinsli, T. Hengartner, 1999
  • C.-A. Beerli, Le peintre poète Nicolas Manuel et l'évolution sociale de son temps, 1953
  • Niklaus Manuel Deutsch, Ausstellungskat. Bern, 1979
  • B. Moeller, «Niklaus Manuel Deutsch – ein Maler als Bilderstürmer», in Zwingliana 23, 1996, 83-104
  • Berns grosse Zeit, hg. von E.J. Beer et al., 1999
  • G. Ehrstine, Theater, Culture, and Community in Reformation Bern, 1523-1555, 2002
  • Berns mächtige Zeit, hg. von A. Holenstein et al., 2006
Weblinks
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VIAF

Zitiervorschlag

Hans Christoph von Tavel: "Manuel, Niklaus", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 27.10.2009. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/010747/2009-10-27/, konsultiert am 29.03.2024.