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Herrliberg

Politische Gemeinde des Kantons Zürich, Bezirk Meilen. Herrliberg besteht aus einem dreiteiligen Siedlungsraum am rechten Zürichseeufer, der sich aus dem Ufersaum, der terrassierten Dorfregion mit dem zweiteiligen Dorfkern (früher Dächliswil, um 1150 Tachlineswilare) und dem Berg zusammensetzt. Die Gemeinde umfasst auf der Anhöhe die Weiler Wetzwil, Breitwil (heute Kittenmühle) und Einzelhöfe. 1153-1155 Hardiperc, 1273 Herdiperch, Mitte 15. Jahrhundert Härliberg. 1467 42 Haushalte; 1634 516 Einwohner; 1760 979; 1850 1144; 1888 964; 1900 985; 1950 2298; 2000 5499.

Eine Besiedlung des Hochplateaus gilt aufgrund einer urkundlichen Nennung von Wetzwil (797 Wezinvilare) für das 8. Jahrhundert als gesichert. Die Uferzone und der Abhang dürften spät besiedelt worden sein. Darauf verweisen unter anderem sekundäre, aus Flurnamen entstandene Siedlungsnamen, aber auch Rodungsnamen wie Grüt. Das Hofgebiet auf der Anhöhe mit Wetzwil, Breitwil und Intwil gehörte zur Burg Friedberg bei Meilen und 1336 der adeligen Familie Mülner von Zürich. Die hohen Gerichte über die Weiler kamen 1384 mit der Vogtei Küsnacht zu Zürich, die niederen befanden sich im 14. und zu Beginn des 15. Jahrhunderts im Besitz der Zürcher Familie Bletscher. Um 1417 erlangte die Stadt Zürich die Steuer- und Landeshoheit über Herrliberg 1370 werden die Filialkapellen im Dorf und in Wetzwil erwähnt, die der Pfarrei Küsnacht unterstanden. Seit 1631 besitzt Herrliberg ein eigenes Pfarramt für die reformierte Kirchgemeinde. Die Anfänge der Gemeindebildung liegen im späten 15. Jahrhundert. 1550 tauchte erstmals die Nennung der Gemeinde als Körperschaft auf. 1639 ist die Rede von den acht "Geschworenen" und von 1673 ist ein Einzugsbrief erhalten. Die Waldungen dienten den Bauern auf dem Berg als Weide, während die Leute aus dem Dorf den Holznutzen mit Aufforstungen und Einzäunungen förderten. 1550 sprach sich die Obrigkeit in ihren Schiedssprüchen für die Beschränkung der Waldweide aus. In den Berghöfen wurde Ackerbau (teils Zelgen-, teils Egertenwirtschaft) betrieben, am Abhang gegen den See spezialisierte man sich auf den Rebbau. 1670 arbeitete rund ein Viertel der Einwohner in der Heimindustrie. 1787 waren noch 83 Personen in der Weberei und 45 in der Baumwollspinnerei tätig. Wegen der Seelage und Stadtnähe besass Herrliberg Landsitze von Zürcher Stadtbürgern und landwirtschaftliche Güter wie die sogenannte alte Vogtei.

1836 wurde die Strasse am rechten Zürichseeufer gebaut. Mit der Gründung der Dampfschiffgesellschaft 1869 erhielt Herrliberg eine Seeverbindung. Seit 1894 besteht die Eisenbahnstation Herrliberg-Feldmeilen. Der Einbezug in die Agglomeration Zürich begann in der Zwischenkriegszeit. 1928 unterstellte Herrliberg die unteren Gemeindeteile dem kantonalen Baugesetz für städtische Gebiete. In der Folge nahmen der Ufersaum und die Hangterrassen ein städtisches Gepräge an. Der Berg hingegen behielt seinen ländlichen Charakter. 1950 betrug der Anteil an Einfamilienhausbauten über 60%, d.h. die Zuzüger gehörten vorab den vermögenden Schichten an. Herrliberg gehört zu den reichsten Gemeinden des Kantons Zürich. 2000 pendelten rund drei Viertel der Erwerbstätigen nach Zürich, während in Herrliberg selbst rund drei Viertel im Dienstleistungssektor beschäftigt waren.

Quellen und Literatur

  • H. von Meyenburg, Die Schipf in Herrliberg, 1957
  • W. Debrunner et al., Gesch. der Gem. Herrliberg, 1980
  • Bilder der Gem. Herrliberg, 1981
Von der Redaktion ergänzt
Weblinks
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GND

Zitiervorschlag

Martin Illi: "Herrliberg", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 15.10.2007. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/000107/2007-10-15/, konsultiert am 28.03.2024.