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Aedermannsdorf

Politische Gemeinde des Kantons Solothurn, Bezirk Thal. Haufendorf im Dünnerntal. 1308 Odermarstorf. 1739 248 Einwohner; 1798 373; 1850 486; 1900 476; 1950 542; 2000 543.

Aedermannsdorf gehörte im hohen und späten Mittelalter zum Gericht Matzendorf und zur Herrschaft Neu-Falkenstein, 1402/1420-1798 zur solothurnischen Vogtei Falkenstein. Bis 1967 war es Teil der Kirchgemeinde Matzendorf. Im Spätmittelalter wurde Ackerbau in Zelgen und Feldgrasbau auf wenigen Einzelhöfen betrieben. Vom 16. Jahrhundert an wurden die Jurahöhen gerodet und sogenannte Sennberge (ganzjährig bewohnte Sömmerungsweide-Betriebe) mit Milchwirtschaft und Sömmerung von Stieren und Ochsen errichtet. Auf Einschlägen im Allmendland entstanden in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts zahlreiche, mehrheitlich von Taunern betriebene Einzelhöfe. Eisenverarbeitendes Gewerbe ist vom Spätmittelalter an nachgewiesen. Einen erneuten Aufschwung erlebte es Ende des 18. Jahrhunderts durch die Eisenschmelze im hinteren und die Waffen- und Pfannenschmiede im vorderen Schmelzigut. Nach der Übernahme beider Betriebe durch Ludwig von Roll (1810) wurde bis 1841 eine Hammerschmiede betrieben. 1797-1798 baute Ludwig von Roll eine Fayencefabrik, die er 1812 verpachtete und 1827 an Einheimische verkaufte (Matzendorfer Geschirr). Die zahlreichen Hintersässen (1837 40%) arbeiteten unter anderem in der Hammerschmiede, bewirtschafteten aber vor allem die Sennberge. Auch Hausindustrie breitete sich aus: die Weberei vom ausgehenden 18. Jahrhundert an, die Posamenterei nach 1840. 1850 waren 58% der Beschäftigten in der Landwirtschaft, 30% in Handwerk und Gewerbe, 9% in der Hausindustrie, 2% in der Industrie und 1% in der Dienstleistung tätig. Spät erfolgten die Teilung der Allmend (1852) und die Umstellung auf Milchwirtschaft (Käserei 1885, zuvor Provisorien) und Viehzucht auf den Sennbergen. Die Schuldenkrise von 1850-1870 bewirkte eine starke Abwanderung und trieb 41% der Haushalte in den Konkurs. Von den 1890er Jahren an nahm die Zahl der Wegpendler nach Balsthal zu. Auch die Tonwarenfabrik als Nachfolgerin der Fayencefabrik gewann wieder an Bedeutung. Im 20. Jahrhundert blieb Aedermannsdorf landwirtschaftlich-kleingewerblich geprägt (1990 25% der Arbeitsplätze im 1. Sektor), entwickelte sich aber auch zur Wohngemeinde (1990 59% Wegpendler).

Quellen und Literatur

  • A. Vogt, Aedermannsdorf, 2001
Von der Redaktion ergänzt
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GND

Zitiervorschlag

Albert Vogt: "Aedermannsdorf", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 23.06.2009. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/001065/2009-06-23/, konsultiert am 29.03.2024.