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ValeriusAnshelm

Seite aus Anshelms Berner Chronik, Ereignisse von 1474 (Burgerbibliothek Bern, Mss.h.h.I.4, f. 41v).
Seite aus Anshelms Berner Chronik, Ereignisse von 1474 (Burgerbibliothek Bern, Mss.h.h.I.4, f. 41v).

1475 Rottweil, 1547 vermutlich Bern, von Rottweil und ab ca. 1505 von Bern. Sohn des Wilhelm. Elsbeth Huber, von Staufen (D). Valerius Anshelms Grossvater Boley der Rüd hatte als Venner der mit den Eidgenossen verbündeten Rottweiler in den Burgunderkriegen mitgekämpft. Sein Studium an der Universität Krakau (1493-1495) schloss Anshelm mit dem Bakkalaureat ab. 1496 immatrikulierte er sich an der Universität Tübingen, wo er sich noch 1499 aufhielt. 1501 ist er als fahrender Scholar in Lyon nachgewiesen. 1505 ernannte ihn der Rat von Bern zum Vorsteher der Lateinschule, 1508 zum Stadtarzt. 1510 verfasste Anshelm ein lateinisches Kompendium der Weltgeschichte, das aber, weitergeführt bis 1536, erst 1540 bei Matthias Apiarius in Bern gedruckt wurde. Nach seinen eigenen Worten war Anshelm, der den Zustand der Kirche freimütig anprangerte, einer der ersten und eifrigsten Anhänger Luthers und der Reformation in Bern. Mit den Reformatoren Zwingli, Vadian und Berchtold Haller stand er in freundschaftlicher Verbindung, wovon auch ein lateinischer Briefwechsel zeugt. Der ihm vom Rat 1520 zugedachte Auftrag, die Fortsetzung der amtlichen Stadtchronik zu schreiben, fiel vorerst unter unbekannten Umständen dahin. Gegen die Marienverehrung gerichtete Äusserungen seiner Frau 1523 nötigten die Familie 1525, zurück nach Rottweil zu ziehen. Dort wurde er in die kirchliche Auseinandersetzung hineingezogen und kam vorübergehend ins Gefängnis. Sein Wunsch, in das 1528 reformiert gewordene Bern zurückzukehren, ging in Erfüllung, als ihn der Rat von Bern auf Vermittlung Zwinglis 1529 zum amtlichen Chronisten berief. Er war Stubengeselle zu Schmieden. 1535-1537 amtete er auch wieder als Stadtarzt.

Anshelms Hauptwerk ist die 1529-1546 entstandene, annalistisch strukturierte «Berner Chronik», die, nach einem einleitenden Teil zur früheren Geschichte, der Zeitgeschichte von den Burgunderkriegen bis 1536 gewidmet ist. Die Darstellung der Jahre 1526-1536 ist zum Teil nur fragmentarisch erhalten, vieles durch die Hand Michael Stettlers abgeschrieben oder ergänzt. Quellenmässig zeichnet sich Anshelms Chronik insbesondere durch die intensive Benutzung von amtlichen Akten wie auch von Augenzeugenberichten aus. Aus seiner historischen Sicht sollte die nach den Burgunderkriegen einsetzende Periode der vor allem als Folge der Pensionenpolitik gesehenen Dekadenz durch eine tiefgreifende moralische und politische Erneuerung, die Reformation, überwunden werden. Diese wurde ab 1517 Anshelms vorrangiges Thema. Bezeichnend für sein Werk sind die kämpferisch-antirömische Tendenz wie auch das rasch gefällte Werturteil des überzeugten Protestanten, für den die oberste Instanz in allen Dingen Gott und sein Wort ist.

Quellen und Literatur

  • Feller/Bonjour, Geschichtsschreibung 1, 165-174
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Zitiervorschlag

Hans-Beat Flückiger: "Anshelm, Valerius", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 07.06.2002. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/010506/2002-06-07/, konsultiert am 14.04.2024.