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EmilBrunner

23.12.1889 Winterthur, 6.4.1966 Zürich, reformiert, von Zürich. Sohn des Emil, Primarlehrers, und der Sophie geborene Müller. 1916 Margrit Lauterburg. Kirchlicher Unterricht bei Hermann Kutter, Theologiestudium in Zürich und Berlin (1912 lic. theol.). Nach Aktivdienst und Vikarstätigkeit 1916-1924 Pfarrer von Obstalden, 1920 Studium der Religionspsychologie in New York, 1921 Privatdozent, 1924-1953 ordentlicher Professor für Systematik und praktischer Theologie an der Universität Zürich als Nachfolger von Leonhard Ragaz, 1937-1938 Gastdozent am Theological Seminary Princeton, 1953-1955 an der Christlichen Universität Tokio. Emil Brunner gilt als bedeutender Vertreter eines christlich begründeten humanistischen und liberalen Ordnungsdenkens; er sammelte einen grossen Schülerkreis aus Pfarrern und Akademikern um sich. Angesichts der ideologischen Auseinandersetzungen beim Herannahen des Zweiten Weltkriegs suchten Unternehmer wie Gewerkschaftsführer den Dialog mit Brunner, um mit ihm über Arbeit, Staat und Recht zu sprechen. Nach dem Krieg entstand aus dieser Berufs- und Schicksalsgruppenarbeit auf seine Initiative die Heimstätte Boldern. Aufenthalte in New York und London brachten ihm Kontakte zur angelsächsischen Welt und zur ökumenischen Bewegung. Der führende Mann der Weltkonferenz von 1937 in Oxford, Joseph Houldsworth Oldham, zog Brunner massgeblich zur Vorbereitung bei. Brunner vertrat die Ansicht, dass christliche Religion Erkenntnis sei, als Wahrheit von Gott und dem Menschen, und lehnte eine kritisch-idealistische, religionshistorische oder psychologische Herleitung ab. Er unterstrich die Bedeutung der Vernunft als wahrnehmendes Organ des göttlichen Willens (natürliche Gotteserkenntnis) und stiess damit auf den Widerstand Karl Barths, der sich gegen die Betonung des Wesens des Menschen als Voraussetzung des Glaubens wandte. Emil Brunners Theologie wurde konstitutiv für die Katholiken und Protestanten vereinigende deutsche CDU.

Quellen und Literatur

  • StAZH, Nachlass
  • Der Auftrag der Kirche in der modernen Welt, hg. von P. Vogelsanger, 1959, 349-370, (mit Bibl.)
  • M. Schoch, «Emil Brunner», in Gegen die Gottvergessenheit, hg. von S. Leimgruber, M. Schoch, 1990, 312-330
Weblinks
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Kurzinformationen
Lebensdaten ∗︎ 23.12.1889 ✝︎ 6.4.1966

Zitiervorschlag

Max Schoch: "Brunner, Emil", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 13.11.2012. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/010450/2012-11-13/, konsultiert am 19.03.2024.