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UlrichCampell

um 1510 Susch, um 1582 Tschlin. Sohn des Caspar (Chasper), Kriegsmanns und Anhängers der Reformation. 1) Serena (Hug?), 2) Name unbekannt (Bisaz?). Studium unbekannt, Lateinunterricht beim Prediger und Reformator Philipp Gallicius. C. predigte in vielen Bündner Gemeinden (u.a. 1548-50 Pfarrer in Klosters) und verhalf manchenorts der Reformation zum Durchbruch, v.a. im Engadin. Die von seinem Vater vollzogene Nottaufe an C.s Tochter gab den Anlass zum für die Reformation im Engadin wichtigen Religionsgespräch von 1537 in Susch. Wie andere Bündner Reformatoren war auch C. ein Gegner der Soldbündnisse und verwickelte sich mehrmals in polit. Händel. Angeregt vom Zürcher Theologen Josias Simler, verfasste er den Bündner Teil der geplanten Beschreibung der Eidgenossenschaft. So entstanden nach 1570 die umfangreichen "Raetiae alpestris topographica descriptio" und "Historia Raetica", die jedoch erst im 19. Jh. herausgegeben wurden. Beide Darstellungen bringen ein lebhaftes Bekenntnis zur demokrat. Struktur des Dreibündestaats und v.a. zur rätorom. Kultur und Sprache zum Ausdruck, dies nicht zuletzt in Abwehr dt. Einflüsse. Mit der ersten 1562 gedruckten rätorom. Psalmenübersetzung "Ün cudesch da Psalms" und den geistl. Liedern "Chiantzuns Spiritualas" formte C. die Unterengadiner Schriftsprache Vallader. Daneben übersetzte er Dramen bibl. Inhalts, die in Engadiner Dörfern aufgeführt wurden. C.s Wirken an der Regulakirche in Chur (1570-74) war wegen der polit. Verhältnisse und seiner schlechten Beherrschung der dt. Sprache von kurzer Dauer. Das letzte Lebensjahrzehnt wirkte C. im Unterengadiner Dorf Tschlin, wo er seine lat. Werke zu Ende führte.

Quellen und Literatur

  • Bullingers Korrespondenz mit den Graubündnern 3, hg. von T. Schiess, 1906
  • Feller/Bonjour, Geschichtsschreibung 1, 233-235
  • Bezzola, Litteratura, 199-206
  • C. Bonorand, H.-P. Schreich, Die Engadiner Reformatoren Philipp Gallicius, Jachiam Tütschett Bifrun, Durich Chiampell, 1987, v.a. 67-72, 81-96
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Zitiervorschlag

Conradin Bonorand: "Campell, Ulrich", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 15.02.2005. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/010293/2005-02-15/, konsultiert am 19.03.2024.