de fr it

TaddeoDuno

Ankunft der Glaubensflüchtlinge aus Locarno in Zürich im Jahr 1555. Gemälde eines unbekannten Künstlers, um 1655 (Privatsammlung; Fotografie Eduard Widmer).
Ankunft der Glaubensflüchtlinge aus Locarno in Zürich im Jahr 1555. Gemälde eines unbekannten Künstlers, um 1655 (Privatsammlung; Fotografie Eduard Widmer). […]

1523 Locarno, 1613 Zürich, kath., später ref., von Ascona. Aus alter Locarneser Adelsfam.; verheiratet. In jungen Jahren wurde er vom Mailänder Theologen Giovanni Beccaria beeinflusst, der ab 1536 Lehrer an der Lateinschule in Locarno war und unter seinen Schülern und deren Fam. die ersten reformator. Ideen verbreitete. D. studierte danach Medizin und Freie Künste in Basel (1545-47) und in Pavia (1547-48), wo er den Doktortitel erwarb. Am 5.8.1549 nahm er zusammen mit Beccaria an der Disputation von Locarno teil, worüber er in seinem "De persequutione adversus Locarnenses" (1602) einen Bericht verfasste. Seine religiösen Ansichten trugen ihm, während er seinen Arztberuf in Asso (Como) ausübte, eine Anzeige bei der Inquisition ein (1551): 1553 kehrte er mit seiner Fam. nach Locarno zurück. Kurz danach wurde der Fall der Reformierten von Locarno an zwei Tagsatzungen in Baden verhandelt (Juli und Nov. 1554). Der endgültige Schiedsspruch, in einem gespannten Klima und nach langwierigen und schwierigen Auseinandersetzungen gefällt, stellte die Reformierten vor die Alternative, abzuschwören oder zu emigrieren. Am 3.3.1555 verliessen D. und etwa hundert andere Locarneser die Stadt und wandten sich durch das Misox und über den San Bernardino nach Zürich. Im Mai 1555 kam D. in Zürich an und übte dort weiterhin den Arztberuf aus. Als Kenner der medizin. Theorien von Hypokrates und Galen richtete er von jetzt an seine Aufmerksamkeit auf die Naturbeobachtung und Epidemiologie. Die Ergebnisse seiner Überlegungen wurden später in "De respiratione contra Galenum" (1588) gesammelt. Das Werk "Epistolae medicinales" (1592) stellt eine erste Untersuchung über den Zusammenhang zwischen dem Wetter und dem Auftreten von Krankheiten dar. Neben einer intensiven wissenschaftl. Tätigkeit auf dem Gebiet der Medizin übersetzte er Werke der Geschichte, Theologie und Mathematik ins Lateinische.

Quellen und Literatur

  • A. Chenou, «Taddeo Duno et la Réforme à Locarno», in AST 71, 1971, 237-294
  • R. Ceschi, Contrade Cisalpine, 1987, 68-73
Weblinks
Normdateien
GND
VIAF

Zitiervorschlag

Pablo Crivelli: "Duno, Taddeo", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 04.08.2004, übersetzt aus dem Italienischen. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/010112/2004-08-04/, konsultiert am 28.03.2024.