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Lenin

10.4.1870 (bzw. nach Gregorianischem Kalender 22.4.1870) Simbirsk (heute Uljanowsk, Russland), 21.1.1924 Gorki bei Moskau, Russe. Sohn des Ilja Nikolajewitsch Uljanow, Inspektors, Direktors der Volksschulen des Gouvernements Simbirsk und Staatsrats, und der Maria Alexandrowna geborene Blank. 1898 Nadeschda Konstantinowna Krupskaja. Lenin machte 1887 die Matura, studierte Recht in Kasan, wurde aber aus politischen Gründen von der Universität verwiesen. Er bildete sich im Selbststudium fort, bis er 1891 das juristische Staatsexamen in St. Petersburg ablegte. Danach war er als Rechtsanwalt in Samara und ab 1893 in St. Petersburg tätig. Faktisch widmete sich Lenin, der von 1888 an in marxistischen Zirkeln verkehrte, vor allem der revolutionären Theorie und Politik. Seine erste Auslandreise führte ihn 1895 auch in die Schweiz, wo er in Les Ormonts sein Idol Georgi Walentinowitsch Plechanow traf. Nach der Verhaftung Lenins wegen Agitation Ende 1895 und der Verbannung nach Sibirien 1897-1900 emigrierte er über die Schweiz nach München und London und 1903 begab er sich nach Genf. Ab 1901 benutzte er den Decknamen Lenin. Als Redaktor der Zeitung «Iskra» («Der Funke»), Autor von «Was tun?» (1902) und «Ein Schritt vorwärts, zwei Schritte zurück» (1904) sowie Organisator stieg er in den engeren Führungszirkel des bolschewistischen Flügels der russischen Sozialdemokratie auf. Die Revolution erlaubte ihm Ende 1905 die Rückkehr ins Zarenreich. Anfang 1908 emigrierte er wieder nach Genf, Ende 1908 nach Paris und Mitte 1912 nach Poronin bei Krakau. Bei Kriegsbeginn in Galizien kurz inhaftiert, lebte Lenin 1914-1916 in Bern, dann in Zürich. Auf den Konferenzen von Zimmerwald 1915 und Kiental 1916 gehörte er der radikalen Minderheit an. Nach der Februarrevolution reisten er und weitere Emigranten dank der Vermittlung Robert Grimms im April 1917 in einem extraterritorialen Eisenbahnwagen unter Leitung Fritz Plattens nach Russland. In Petrograd (St. Petersburg) stieg Lenin zum keineswegs unumschränkten Führer der revolutionären Bewegung und nach der Oktoberrevolution zum Führer des neuen Regimes sowie der Kommunistischen Internationale auf.

Die rund sechseinhalb Jahre in der Schweiz verbrachte Lenin mit seiner Frau in bescheidenen Verhältnissen zurückgezogen im exilrussischen Milieu, so dass ihn die politische Polizei kaum wahrnahm. Erst im Zug der Zimmerwalder Bewegung wurden die radikalen Linken auf ihn aufmerksam, aber noch Anfang 1917 kannten ihn selbst gut informierte Mitglieder der SP, der Lenin wie andere sozialistische Emigranten angehörte, nicht. Als schlechter, meist russisch sprechender Redner wandte er sich an kleinen Veranstaltungen vor allem an Emigranten und galt vielen als Sektierer. Schweizerische Einrichtungen wie Bibliotheken, die Post, die medizinische Versorgung oder den Sprachenföderalismus bewunderte er. Die SP versuchte er nur im Winter 1916-1917 zu beeinflussen, allerdings ohne Erfolg. Die Oktoberrevolution von 1917 machte ihn dann auch in der Schweiz berühmt; breitere Anerkennung in der Arbeiterbewegung fand Lenin vor allem nach der Gründung der Kommunistischen Partei der Schweiz (Kommunismus).

Quellen und Literatur

  • W. Gautschi, Lenin als Emigrant in der Schweiz, 1973
  • R. Service, Lenin, 2000
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Kurzinformationen
Variante(n)
Wladimir Iljitsch Uljanow (Geburtsname)
Lebensdaten ∗︎ 22.4.1870 ✝︎ 21.1.1924

Zitiervorschlag

Bernard Degen: "Lenin", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 20.11.2008. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/028375/2008-11-20/, konsultiert am 29.03.2024.