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Rom

Hauptstadt der Italienischen Republik (Italien) und Hauptort der Region Latium, am Tiber gelegen. 2009 2'726'539 Einwohner. Die nach der Überlieferung 753 v.Chr. gegründete Stadt wurde ab dem 1. Jahrhundert n.Chr. zur Caput mundi des Römischen Reichs, ist seither praktisch ununterbrochen Sitz des Papsttums (Heiliger Stuhl) und war bis 1870 Hauptstadt des Kirchenstaates. Während Jahrhunderten zog die Stadt Pilger, Handwerker, Künstler und Unternehmer aus der Schweiz an.

Die Beziehungen zwischen Rom und dem Gebiet der heutigen Schweiz gehen auf die Mitte des 1. Jahrhunderts v.Chr. zurück, als die Römer die transalpinen Strassen über den Julier und Grossen St. Bernhard ausbauten und die Siedlungen Forum Claudii Vallensium (Martigny), Colonia Iulia Equestris (Nyon), Aventicum (Avenches) und Augusta Raurica (Augst) gründeten. Im 4. Jahrhundert ging die Christianisierung des schweizerischen Alpenraums und des Mittellands von Rom aus; später strömten die Pilger aus diesen Gegenden wieder nach Rom. Vor der Reformation stand die römische Kirche in einem guten Verhältnis zur ganzen Eidgenossenschaft. Danach gründete der Heilige Stuhl in Luzern 1586 eine ständige Nuntiatur zur Regelung der Beziehungen mit den katholischen Orten.

Ansicht des Campo Vaccino (Forum). Aquarell von Louis Ducros, um 1778 (Musée cantonal des Beaux-Arts de Lausanne; Fotografie Jean-Claude Ducret).
Ansicht des Campo Vaccino (Forum). Aquarell von Louis Ducros, um 1778 (Musée cantonal des Beaux-Arts de Lausanne; Fotografie Jean-Claude Ducret). […]

Die 1506 gegründete päpstliche Schweizergarde stellte die erste dauerhafte Präsenz von Schweizern in Rom dar. Sie bestand aus Söldnern, die Papst Julius II. zu seinem persönlichen Schutz bei der eidgenössischen Tagsatzung angefordert hatte, und sie gab Papst Clemens VII. 1527 während des Sacco di Roma Geleitschutz. Die Stadt war mit dem 1506 begonnenen Bau des Petersdoms und der von Papst Sixtus V. 1585-1590 eingeleiteten städtebaulichen Entwicklung eine der wichtigsten Baustellen der Renaissance geworden, die zahlreiche Arbeitskräfte aus dem Bau- und Kunsthandwerk anzog, so Steinmetze, Maurer, Architekten, Stuckateure, Maler und Bildhauer. Viele stammten aus den lombardischen Gebieten, die in den ersten Jahrzehnten des 16. Jahrhunderts eidgenössische Vogteien geworden waren, vor allem aus dem Luganese, dem Mendrisiotto und dem Locarnese (Maestranze). Unter ihnen ragten insbesondere Domenico Fontana, sein Neffe Carlo Maderni, Giovanni Serodine, Francesco Borromini und Pier Francesco Mola hervor. Diese in Innungen und Bruderschaften organisierten Tessiner trugen in grossem Mass zur Entwicklung der Renaissance, des Manierismus und des Barocks in Rom bei.

Im 18. und 19. Jahrhundert war die Stadt Reiseziel von Künstlern und Gelehrten wie Angelika Kauffmann, Jacob Burckhardt und Arnold Böcklin, die in der Kunst und der Geschichtsschreibung den Mythos des klassischen Rom verbreiteten. Bereits im 16. Jahrhundert, vor allem aber ab dem 18. Jahrhundert, gesellten sich zu den Bau- und Kunsthandwerkern Einwanderer, die im Dienst von Kurie und Adelsgeschlechtern arbeiteten, insbesondere Stallknechte, Kutscher und Hausangestellte aus dem Maggiatal und dem Val Lavizzara sowie Strassenhändler und Garköche aus dem Locarnese. Im 19. Jahrhundert folgten Handwerker, so zum Beispiel Scherenschleifer aus Losone sowie Kaufleute, die sich im Lauf des 20. Jahrhunderts etablierten.

Mit der baulichen Erweiterung der Hauptstadt ab 1871 und dem Aufschwung des Gastgewerbes wuchs die Zahl der in Rom lebenden Schweizer erneut an. Zu den Pionieren der Hotellerie gehörten der Bündner Albert Hassler, der 1892 das gleichnamige Hotel auf dem Trinità dei Monti eröffnete, der Obwaldner Heinrich Wirth, unter dessen Leitung das Hassler zu einem der renommiertesten Hotels von Rom wurde, sowie Cäsar Ritz, auf dessen Initiative 1894 das Grand Hotel entstand.

Die römische Residenz des Zuckerindustriellen Emilio Maraini, nach den Plänen von dessen Bruder Otto Maraini erbaut, vermachte dessen Witwe Carolina Sommaruga 1946 der Eidgenossenschaft. Die Villa ist seit 1947 Sitz des Schweizer Instituts in Rom, das einen wichtigen Beitrag zur Förderung der wissenschaftlichen und kulturellen Beziehungen zwischen der Schweiz und Italien leistet. Des weiteren beherbergt die Metropole die Schweizer Botschaft, die bis 1957 eine Gesandtschaft war, sowie die Schweizer Schule Rom, die 1945 von Alberto H. Wirth, Sohn des bereits erwähnten Heinrich, gegründet wurde.

Quellen und Literatur

  • U. Donati, Artisti ticinesi a Roma, 1942
  • G. Bonnant et al., Svizzeri in Italia, 1848-1972, 1972
  • 40 anni Scuola svizzera Roma, 1946-1986, 1986
  • C. Giacomotti, Les Suisses en Italie, 2 Bde., 1995
  • M.P. Fritz, Villa Maraini in Rom, 1998
  • C. Orelli, «I migranti nelle città d'Italia», in Storia della Svizzera italiana dal Cinquecento al Settecento, hg. von Rom Ceschi, 2000, 257-288
  • Svizzeri a Roma nella storia nell'arte nella cultura nell'economia dal Cinquecento ad oggi, 2007
Weblinks
Normdateien
GND

Zitiervorschlag

Renata Broggini: "Rom", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 15.02.2012, übersetzt aus dem Italienischen. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/006605/2012-02-15/, konsultiert am 28.03.2024.