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PaulCérésole

In der Uniform eines eidgenössischen Obersten. Fotografie von Henri Gross, um 1880 (Musée historique de Lausanne).
In der Uniform eines eidgenössischen Obersten. Fotografie von Henri Gross, um 1880 (Musée historique de Lausanne).

16.11.1832 Friedrichsdorf (Hessen), 7.1.1905 Lausanne, ref., von Vevey. Sohn des Auguste, Pfarrers und Theologieprof. an der freien Fakultät Lausanne, und der Sophie geb. Köster. Bruder des Alfred (->). Emma Secretan, Tochter des Marc Secretan. Rechtsstud. an der Lausanner Akademie (1855 lic. iur.). Praktikum in Vevey bei Jules Martin, dessen Sozius er 1858 wurde. Fürsprecher in Vevey und Lausanne. Als Chef der kant. Liberalen spielte der ausgezeichnete Redner eine herausragende Rolle in der Allianz aus Rechten und Zentrum sowie dem extrem linken Flügel der Radikalen, welche die radikale Regierung von 1845 stürzte. 1861 Verfassungsrat, 1862, 1866-70 und 1878-98 Waadtländer Grossrat. Als Staatsrat für Militär, Justiz und Polizei (1862-66) reorganisierte er das Waadtländer Heer. 1866-70 und 1893-99 Nationalrat. 1867-70 Bundesrichter.

Als Nachfolger von Victor Ruffy wurde C. 1870 als Kandidat des liberalen Zentrums mit Unterstützung der Kath.-Konservativen in den Bundesrat gewählt. Er leitete nacheinander das Finanz-, Militär-, Polit. sowie das Justiz- und Polizeidep. (1873 Bundespräs.). C. hatte grossen Anteil an der Ausarbeitung des vom Volk verworfenen Verfassungsentwurfs von 1872 und bemühte sich, die Waadtländer Föderalisten mit der Eidgenossenschaft zu versöhnen. Von den Waadtländer Wählern in dieser Sache im Stich gelassen, lehnte er es 1872 ab, bei der Erneuerung der eidg. Räte für seinen Kanton zu kandidieren und liess sich durch das Berner Oberland wiederwählen. Während des Kulturkampfs unterzeichnete C. in seiner Eigenschaft als Bundespräsident die Noten, mit denen Gaspard Mermillod und der apostol. Nuntius des Landes verwiesen wurden. Nach seinem Ausscheiden aus dem Bundesrat (1875) übernahm er 1876 die Leitung der neuen Simplon-Eisenbahngesellschaft und nahm Verhandlungen über den Tunneldurchstich auf. Da diese teilweise ergebnislos verliefen, wurde er 1886 seiner Stelle als Direktor der inzwischen mit der Westbahn fusionierten Eisenbahngesellschaft enthoben. 1870 Oberst, ab 1878 Kommandant der 1. Division, 1891-98 des 1. Armeekorps. Gründungsmitglied der Schweiz. Juristenges. 1887-99 Abbé (Vorsteher) der Weinbruderschaft von Vevey.

Quellen und Literatur

  • Altermatt, Bundesräte, 188-192
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Zitiervorschlag

Chantal Lafontant: "Cérésole, Paul", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 09.07.2014, übersetzt aus dem Französischen. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/004287/2014-07-09/, konsultiert am 29.03.2024.