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FriedrichGlauser

Friedrich Glauser fotografiert von Gotthard Schuh, 1938 (Fotostiftung Schweiz, Winterthur) © Fotostiftung Schweiz.
Friedrich Glauser fotografiert von Gotthard Schuh, 1938 (Fotostiftung Schweiz, Winterthur) © Fotostiftung Schweiz.

4.2.1896 Wien, 8.12.1938 Nervi (Ligurien), ref., von Muri bei Bern. Sohn des Charles Pierre, Französischlehrers an der Handelsakademie Wien, und der Theresia geb. Scubitz, Österreicherin. Ledig. Früher Tod der Mutter, autoritäre Erziehung durch den Vater, ab 1910 im Landerziehungsheim Glarisegg (Gem. Steckborn), 1913 im Collège de Genève, 1916 Matura am Institut Minerva in Zürich. 1917 studierte G. ein Semester Chemie in Zürich. Hier trat er mit Dada-Künstlern in Kontakt. 1918 wurde er auf Betreiben seines Vaters "wegen liederl. und ausschweifendem Lebenswandel" entmündigt, wogegen er zeitlebens ankämpfte. Mehrmals war er in Kliniken und Anstalten interniert, aus denen er wiederholt ausbrach. Er griff immer wieder zu Drogen, unterzog sich Entziehungskuren, wurde rückfällig und machte mehrere Selbstmordversuche. 1921-23 war er Fremdenlegionär, später Gelegenheitsarbeiter in Gärtnereien. 1930-31 bildete er sich an der Gartenbauschule Oeschberg (Gem. Koppigen) zum Gärtner aus. In der Psychiatr. Klinik Münsingen lernte er die Pflegerin Berthe Bendel kennen, die für ihn "ein sicherer Punkt" im Leben wurde. Seine letzten beiden Lebensjahre verbrachte er mit ihr hauptsächlich in Frankreich und Italien. G. veröffentlichte seine ersten Texte ab 1915 zuerst in Zeitungen und Zeitschriften (feuilletonist. Skizzen, Buchkritiken). 1930 schloss er seinen Fremdenlegionsroman "Gourrama" ab, fand jedoch keinen Verleger (Buchausgabe postum 1940). 1936 erschien mit "Wachtmeister Studer" G.s erster Kriminalroman, dem vier weitere mit derselben Hauptfigur folgten. Populär wurde die Figur Studer, einem Kommissar mit besonderem Verständnis für randständige Menschen, v.a. durch Verfilmungen von Leopold Lindtberg mit Heinrich Gretler in der Titelrolle. G. gehört als sprachmächtiger Erzähler mit gesellschaftskrit. Tendenz zu den bedeutendsten Schweizer Schriftstellern.

Quellen und Literatur

  • Briefe, 2 Bde., hg. von B. Echte, M. Papst, 1988-91
  • Das erzähler. Werk, 4 Bde., hg. von B. Echte, M. Papst, 1992-93
  • Die Romane, 7 Bde., hg. von B. Echte et al., 1995-97
  • Robert Walser-Archiv, Zürich, Nachlässe Max Müller, Josef Halperin
  • SLA, Nachlass
  • StadtA Zürich, Amtsvormundschaftsakten
  • G. Saner, Friedrich G., 2 Bde., 1981
  • Friedrich G. / Erinnerungen von Emmy Ball Henning, hg. von H. Spiess, P.E. Erismann, 1996
  • NZZ, 3./4.2.1996
  • C. Jehle, La Suisse de l'entre-deux-guerres: quelle patrie pour ses écrivains?, 2001
Weblinks
Normdateien
GND
VIAF
Kurzinformationen
Lebensdaten ∗︎ 4.2.1896 ✝︎ 8.12.1938

Zitiervorschlag

Thomas Feitknecht: "Glauser, Friedrich", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 18.11.2005. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/011827/2005-11-18/, konsultiert am 29.03.2024.